L.A. Salami – The Cause Of Doubt & A Reason To Have Faith

L.A. Salami
(c) Diane Sagnier

Es gibt viel zu wenig gute Storyteller in der Musikwelt. Unter ihnen ist L.A. Salami ein Outlier. Mit Meistern des Genres wie Bob Dylan aufgewachsen, zugleich aber so unterschiedliche Einflüsse wie Indie, Folk, HipHop und Blues in einen Topf werfend, steht Lookman Adekunle Salami – kein Künstlername – für eklektische, unpolierte Rohdiamanten im XXL-Format. Sein drittes Album „The Cause Of Doubt & A Reason To Have Faith“ dreht sich lose um das Konzept eines Gottes, und wie sich Menschen solche Figuren durch technologische Konzepte selbst erschaffen.

Der Titelsong lauert gleich zu Beginn und nimmt beinahe elf Minuten in Anspruch – damit wäre so ziemlich alles gesagt. Salamis Stimme flirrt über dem locker gehaltenen, mit Beat-artigen Konstrukten ausgestatteten Arrangement. Erstmals arbeitete er mit Multitracking, von Feinschliff oder übermäßiger Nachbearbeitung blieb die Platte hingegen abermals verschont. Gekonnte Schräglage im Mittelteil, später eine flirrende Gitarre mit etwas King Krule im Abgang und schließlich ein langes, gesprochenes Outro – man weiß oft gar nicht so recht, was passiert, findet es aber toll. Das gilt ebenso für das wesentlich kompaktere „Dear Jessica Rabbit“. Mit vorwitzigem Tongue-in-Cheek-Style und fein tänzelnder Melodik ausgestattet, spaziert der Protagonist durch Retro-Gefilde.

Zu den spannendesten Exkursen zählt ohne Frage „When You Play God (The 2018 Copyright Blues)“. Salami sollte von einem großen amerikanischen Jazz-Label gesignt werden, das sich letztlich für einen sehr, sehr ähnlichen Künstler mit zwei Initialen und drei Buchstaben im Nachnamen entschied – eine Art Carbon Copy, welche die bizarre Basis für diese nicht minder bizarre Sammlung an Eindrücken bildet. Lose Klangfragmente und Soundcollagen dienen als Canvas für Salamis Assoziationsgebilde. Nicht minder stark und doch komplett anders: „The Cage“. Der überaus persönlich angelegte Track kniet sich mehr denn sonst in die HipHop-Frühbildung hinein, ohne ein Rap-Track zu sein – eine Art Singer/Songwriter-Freestyle über fluffigem Beat.

Was hier genau passiert, lässt sich nicht immer exakt sagen. Gerade das macht den Reiz von „The Cause Of Doubt & A Reason To Have Faith“ so spannend. L.A. Salami mag seinen Ansatz sowie seine Arbeitsweise minimal verändert haben, was dem Vergnügen allerdings keinen Abbruch tut. Packende Ideen, spannende Geschichten und auf den ersten Blick bestenfalls lose zusammenhängende Assoziationen bilden das Rückgrat eines oftmals improvisiert wirkenden, betont frei gestalten Albums jenseits etablierter Schubladen. Der Londoner fasziniert abermals mit lebhafter, unorthodoxer Kreativität.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.07.2020
Erhältlich über: Sunday Best Recordings (Membran)

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