Elm Tree Circle – No Fomo

Die stete Angst, etwas zu verpassen, ist spätestens seit der Omnipräsenz sozialer Medien in Generation über Generation verhaftet. FOMO, „fear of missing out“, nennt sich dieses Phänomen. Was aber, wenn man sich doch ein wenig Zeit nimmt? Elm Tree Circle umkreisen dieses Phänomen kritisch mit Songs, die auch rund um die Jahrtausendwende prima funktioniert hätten – Indie, Emo und Punk geben sich die Klinke in die Hand. Das Trio aus Iserlohn lässt „No Fomo“ auf die selige Meute los.

„Violent Soho On The Mood“ macht alleine als Songtitel einiges her und hält das Versprechen über die kommenden 170 Sekunden. Hier lassen es Elm Tree Circle etwas gemächlicher angehen mit stärkerem Fokus auf die Indie-Komponente ihres Sounds. In aller Gemächlichkeit lassen sie die mit Wolken ringende Sonne aus dem Arsch der eierlegenden Wollmilchsau leuchten, bevor eine gewisse Schwere das Geschehen umgarnt. Diese Midtempo-Wucht taucht immer wieder auf, unter anderem im herrlich lauten, beinahe überdrehten „Going“. Große Gesten, noch größere Muskelspiele und eine recht lebhafte Lead-Gitarre kollidieren mit ausgesuchter Bedächtigkeit.

Am besten ist das Trio jedoch, wenn es sich im etwas emoeskeren Fluss mit Punk-Schlagseite befindet. Besagter Fluss tritt erstmals im Opener „Flow“ auf, womit die obligatorische Einzahlung in die Kasse für schlechte Wortwitze abgegolten wäre. Aus diesem zurückgelehnten Muskelpaket mit Ecken und Kanten schält sich schließlich „All About You“ heraus, ein weiterer Sehnsuchtsbatzen mit packender Hook. Der doppelte Melodic-Kick von „Walking On Doom“ bleibt ebenso hängen wie der punkige Biss von „I Got It“.

Überhaupt lassen diese zehn Tracks keine nennenswerte Schwachstelle erkennen. „No Fomo“ ist lebhaft und zurückhaltend zugleich, ein explosives Pulverfass mit pointiert aufbereitetem Understatement. Und am Ende regiert doch die Angst, etwas zu verpassen, nämlich diese tolle Platte. Elm Tree Circle steigern sich auf ihrem Zweitling ein weiteres Mal und bestätigten die tolle Form der vorab in rauer Menge veröffentlichen Singles mehr als souverän.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.09.2020
Erhältlich über: Krod Records (Code 7)

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