Circle Of Mud – Circle Of Mud

Circle Of Mud
(c) Philip Ducap / Fine Art Photography

Nichts weniger als Blues für eine neue Generation wollen Circle Of Mud spielen, so zumindest heißt es vorab. Das Quartett aus Frankreich bemüht sich um eine frische Interpretation unter modernen Gesichtspunkten, die allerdings doch nahe an den Originalen bleibt – ein schwieriger Spagat zwischen Traditionalismus und Roots auf der einen sowie zeitgemäßer Rock-Generalüberholung auf der anderen Seite. Und so rockt das erste Album, schlicht und ergreifend „Circle Of Mud“ betitelt, mit voller Kraft dem vermeintlichen Abgrund entgegen, der letztlich bestimmt keiner ist.

Der Auftakt ist ein schweißtreibender Toe-Tapper, der binnen Sekunden hängen bleibt. „Free Me From The Devil“ entpuppt sich als Stomper, als Energieleistung, getragen von Flo Bauers kraftvoller Stimme – etwas rau, etwas rauchig, aber zugleich ausdrucksstark selbst in höheren Registern. Myles Kennedy lässt unter anderem grüßen. Der Track an sich setzt wenig Duftmarken, brennt sich dafür mit seiner schlichten, eingängigen Präsentation ein. Hingegen klopft „Native Man“ ans Langformat an, wirkt verspielt, lässt die Lead-Gitarre jubilieren und baut vermehrt kleine, kurze Blues-Standards ein.

Ein ‚Aufreger‘, wenn man so will, verbirgt sich hinter einer gewiss unerwarteten Cover-Version. „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees fliegt aus der Disco und erhält einen verwegenen Blues-Anstrich. Kaum ist die erste Aufregung ob der seltsamen Präsentation verschwunden, landet die Lässigkeit dieser Umsetzung einen pointierten Volltreffer. Im Laufe der Platte nehmen Circle Of Mud immer wieder mal das Tempo raus, was sogar einen Hauch von Soul und RnB in den Sound einbringt. Der Rausschmeißer „The Fool“, eine Art Ballade, sowie das reduzierte „Coming Back“ schmeicheln sich ein. „You’re My Home“ nähert sich dem Blues-Standard an – eine weitere willkommene Facette.

Eine Blues-Revolution darf man sich wahrscheinlich nicht erwarten, kriegt dafür aber einen verdammt guten Einstand mit unerwartetem Suchpotenzial. Neben einer wirklich spannenden Stimme verfügen Circle Of Mud über ein beneidenswertes Urverständnis für Blues in Reinkultur. Mächtige, druckvolle Riffs, viel Gefühl und das nötige Händchen für Roots-Konzepte gehen auf dem selbstbetiteltem Debütalbum Hand in Hand. Das Ergebnis ist kurzweilig und charmant, bietet mehr als grundsolides Handwerk und viele kleine Ohrwürmer. Circle Of Mud platzieren sich als aufgehender Stern.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: Dixiefrog Records (Bertus)

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