Moonspell – Hermitage

Moonspell
(c) Rui Vasco

Im Gothic Metal-Bereich gibt es wohl kaum eine andere Band, die für mehr Abwechslung und Überraschungen gesorgt hat als Moonspell. Im Black-Metal-Bereich beginnend, entwickelte sich der portugiesische Fünfer Mitte der 90er zu einer der erfolgreichsten Band im Spektrum zwischen Gothic Rock und Dark Metal. Ausflüge in die Bereiche Pop und Industrial Rock und eine anschließende Rückkehr in blackmetallische Gefilde folgten, ehe die Band 2015 mit „Extinct“ ihr Magnum Opus ablieferten, nur um sich auf dem komplett auf portugiesisch eingesungenen „1755“ wieder auf experimentelles Terrain zu begeben. Es bleibt die Frage, was vom neuen Album „Hermitage“ zu erwarten ist.

Der Albumtitel weckt zwar deutliche Erinnerungen an „Hermeticum“ des Black-Metal-Nebenprojektes Daemonarch, lockt aber auf eine ganz falsche Fährte. Tatsächlich könnte man bei „Hermitage“ stattdessen glatt von einem „Extinct 2.0“ sprechen – die perfekte Ausgewogenheit zwischen Düsternis und Eingängigkeit, zwischen Gothic Rock und hartem Metal, zwischen Fernando Ribeiros einschmeichelndem Gesang und gelegentlichen Grunt-Einsätzen ist somit zurückgekehrt. Der Opener „The Greater Good“ und das folgende „Common Prayers“ hätten beispielsweise problemlos auch auf dem Vorvorgänger stehen können, auch werden Erinnerungen an selige „Irreligious“-Zeiten wach.

Mit „All Or Nothing“ wagen sich Moonspell dann sogar an eine waschechte Gothic-Ballade mit Sisters Of Mercy-Flair, während der Titelsong „Hermitage“ das Flair des düsteren „Night Eternal“-Albums aufweist. „Entitlement“ ist ein sehr atmosphärischer, hymnischer Gothic Rock-Song, „Solitarian“ eine Instrumental-Ballade und „The Hermit Saints“ eine sehr klassische, aber etwas uninspirierte Gothic Metal-Nummer. Restlos überzeugen kann dagegen das leicht elektronische „Apoptheghmata“, das auf dem experimentellen „The Butterfly Effect“ eine gute Figur gemacht hätte. Auch beim folgenden „Without Rule“ und dem Outro „City Quitter“ lässt sich ein gewisser Hang zu elektronischen Vorlieben nicht abstreiten.

Insgesamt ist „Hermitage“ somit bei allen Ähnlichkeiten zu „Extinct“ doch etwas experimenteller und abwechslungsreicher ausgefallen – es ist quasi eine Art Bindeglied zwischen „Extinct“ und „The Butterfly Effect“. Die deutlich größere Hitdichte hatte allerdings der Vorvorgänger, dementsprechend ist „Hermitage“ zwar durchaus gut bis sehr gut ausgefallen, aber kein weiterer Klassiker des Gothic Metal-Genres geworden. Ein Pflichtkauf, nicht nur für Fans der Band, sondern generell für Liebhaber des Genres, ist das neue Moonspell-Werk aber in jedem Fall.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.02.2021
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)

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