Shevils – Miracle Of The Sun

Shevils
(c) Timo Sillankorva

Ruhepausen werden überbewertet. Zumindest im Studio ließen sich Shevils zuletzt kaum blicken. Das norwegische Quartett veröffentlichte zwischen 2011 und 2015 gleich drei Alben, dann war erst einmal das Tempo raus. Vergangenen Sommer schloss die Post-Hardcore-Band endlich die Aufnahmen zu einem Nachfolger ab, nach diversen Einheizern im Single-Format, die in der Heimat bereits durch die Radio- und Streaming-Decke gingen, steht nun der neue Longplayer „Miracle Of The Sun“ in den Startlöchern. Und der zeigt Shevils in Bestform, als wären sie nie weg gewesen.

Der schroffe Donnerhall auf gegerbten Fellen leitet „Monsters On TV“ mit einigen harten Schlägen ein, dann breitet der Song seine fatalistischen Schwingen aus. Rock und Punk dienen als fruchtbarer Boden für schroffe (Post-)Hardcore-Weisenheit, der schiefe und zugleich packende Refrain erinnert an frühe Showbread in Bestform. Mit schlichten Mitteln und brachialem Wahnsinn, der auf einen Tacken Eingängigkeit trifft, gelingt der erste von mehreren Mini-Hits. „Wet Soaking Wet“ würde sich wohl kaum in diese Riege einreihen, dafür macht der zweiminütige Abräumer mit seiner sperrig vorgetragenen Aggression ordentlich Spaß.

„It Never Ends“, realisieren Shevils am Ende dieser Platte, und lassen sich von kratzbürstiger Schwere (Noise Rock lässt grüßen) niederdrücken. Die schiefen Backings im Chorus kommen gut. Hingegen dreht „Scandinavian Death Star“ sämtliche Regler auf Elf und winkt Kvelertak durch. Shevils sind nicht ganz so metallisch und abgedreht, die unberechenbare Intensität ist jedoch ähnlich. Die Stakkato-Attacken des Titelsongs „Miracle Of The Sun“ breiten nach und nach einen dichten, verstörenden Post-Klangteppich aus, der sich im richtigen Moment entlädt und zwischendurch unter die Haut geht – noch eine kleine Perle, und das getriebene, gleichzeitig zurückgenommene „Ride The Flashes“ bedient ähnlich kauzige Gefilde.

Offenkundig tat die Aufnahmepause den Norwegern gut, denn das Niveau ihrer ersten drei Platten erreicht „Miracle Of The Sun“ ganz locker. Shevils müssen keinen sonderlich großen Aufwand betreiben, um ihren Sound zu verfeinern – mehr brachiale Härte auf der einen, mehr versteckte Eingängigkeit auf der anderen Seite, dazu bedrohliche Eigenwilligkeit als Salz in der punk-rockigen Post-Hardcore-Suppe. In einer guten halben Stunde zerlegt das Quartett alles, setzt die einzelnen Wrackteile falsch zusammen und tanzt drauf; starker Tobak, verfeinert mit erfrischendem Wahnsinn.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.05.2021
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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