Island – Yesterday Park

Island
(c) Christian Cargill

Irgendwann (hoffentlich bald) kommt er, der nächste Festivalsommer. Und dann werden Island gute Laune mit einem Hauch Nostalgie verbreiten. Vor drei Jahren gelang den Briten mit „Feels Like Air“ ein kurzweiliges Debüt, gewiss nicht perfekt, aber von gleich mehreren kleinen Hits begleitet. Dieses besondere Gefühl will das Quartett nun abermals einfangen und reist dafür in die Vergangenheit. Man bedient sich aber nicht etwa bei alten Größen, sondern widmet sich Geschichten aus der Jugend, als alles noch eine Spur sorgloser und unbeschwerter wirkte. „Yesterday Park“ erkundet die damit verbundenen Gefühlslandschaften ohne unnötige Verklärung.

Am Sound hat sich über weite Strecken wenig getan, was auch gut so ist. „Do You Remember The Times“ macht den Bezug auf jugendliche Jahre bereits im Titel deutlich und verpackt die nach wie vor an 90s-HipHop-Produktionen erinnernde Rhythmusabteilung in sommerlich-tanzbare Leichtigkeit mit sehnsüchtigen Gitarren und lässigen Vocals. „This Part Of Town“ nimmt das Tempo sogar noch weiter heraus und lässt die Saiten singen. Der etwas eigenartige Fernweh-Gitarrensound gehört einfach zu Island, hier deutlicher denn je. Rollo Doherty lässt sämtliche Fäden zusammenlaufen, klingt stellenweise forsch, dann wieder leichtfüßig mit beinahe sanftmütigem Gesang.

Nur selten wird es richtig laut, dann aber dafür richtig: „Everyone’s The Same“ ist eine recht kurze, aufbrausende Episode, von den dicken Gitarren mit ordentlich Distortion bis zur schieren Urgewalt, die von der druckvollen Rhythmusabteilung ausgeht. Und doch umgibt selbst diesen intensiven Track eine beeindruckende Leichtigkeit. Als krasses Gegenteil nimmt „By Your Side“ in den Arm mit Indie-Gemütlichkeit, klingt etwas nach lauem Sommerabend, nach guten Freunden und netten Worten nach dem einen oder anderen Bier. „My Brother“ knüpft daran an und dient als Appell an eine*n Freund*in, loszulassen und eine wichtige Veränderung zu suchen. Zwischen Glum-Schwermut und der mittlerweile vertrauten, singenden Gitarre decken Island so ziemlich das gesamte Spektrum dieser Platte in einem Song ab.

Die kleineren schwachen Momente des Debüts scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Tatsächlich klingt „Yesterday Park“ wie aus einem Guss, angenehm organisch und gefühlvoll, gelegentlich nachdenklich, dann wieder voller Lebensfreude. Island haben ein beeindruckendes Händchen für Indie-Hymnen mit packenden Melodien, eherlicher Emotionalität und kleinen Überraschungen. Ein wenig Sommer hier, etwas melancholische Nostalgie da, dazu die fast durchgehend singende Gitarre als Kirsche obenauf: Spätestens jetzt sollte den Briten Tür und Tor offenstehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.06.2021
Erhältlich über: Frenchkiss Records (Membran)

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