Cautious Clay – Deadpan Love

Cautious Clay
(c) Leeor Wild

Endlich, möchte man sagen, tritt Cautious Clay seinen mehr als verdienten Siegeszug an. Mit seinen ersten drei EPs entwickelte sich der 28jährige US-Amerikaner zum Liebling von Fans und Kritikern. Seine Songs waren unter anderem in Folgen von „Insecure“ und „13 Reasons Why“ zu hören, zudem, wirkt er vor der Kamera und im Tonstudio der zweiten Staffel von „Godfather Of Harlem“ mit. Irgendwo fand der Sänger, Songwriter, Produzent und Multi-Instrumentalist noch Zeit, sein erstes Album einzuspielen. Er nennt es „Deadpan Love“, bezogen auf seine rauere äußere Schale und seinen weichen Kern des Mitgefühls.

Mit seinen vielen, überwiegend recht kurzen Songs – nur zwei von 14 Kapiteln überschreiten knapp die Drei-Minuten-Marke – wirkt „Deadpan Love“ wie eine Mischung aus Hörspiel und Mixtape. Das kommt Clay zugute. „Strange Love“ mit einem Gastbeitrag des Chicagoers Saba wirkt smooth, beatesk, retro und doch zukunftsweisend. Diese vermeintlichen Widersprüche ziehen sich durch weite Teile des Albums, siehe und höre das mit Indie-Klängen flirtende „Artificial Irrelevance“. Die Gitarre klingt nach seelischen Abgründen im Sonnenschein, die jazzigen Fragmente rundherum verwirren im besten Sinne.

Wohin es gehen soll, bleibt über weite Strecken offen, kaum ein Song klingt wie der nächste. So taucht „Roots“ einen Zeh in Soul-Gefilde, während der Beat rap-lastig wirkt. Am Höhepunkt wechselt Clay für wenige Noten ins Falsett und stößt damit eine weitere Tür auf. Hingegen könnte man sich „Agreeable“ von anderen Musikern als Vocoder-Orgie vorstellen. Der 28jährige deutet kurz links an und zieht mit Indie’n’B vorbei. Hingegen ist „Shook“ nur einen Drop vom Club entfernt, kreuzt stattdessen latente Coolness mit viel Gefühl. Schließlich bemüht der Rausschmeißer „Bump Stock“ unerwartete Dream-Pop-Konzepte mit großem Erfolg.

Letztlich entpuppt sich die unvorhersehbare Vielseitigkeit als größter Vorzug dieser Platte. Sicherlich ließe sich „Deadpan Love“ eine gewisse Zerrissenheit attestieren, weil doch nie gewiss scheint, was eine Tür weiter passieren wird, welche unerwartete Wendung Cautious Clays Reise nimmt. Diese bleibt stets frei von etwaigen Road-Bumps, höchst stil- und geschmackvoll. Butterweiche Smoothness trifft auf futuristische Ansätze sowie sympathische Einflüsse aus Indie und Blues, die auf vorwitzige Weise ein wundersames, bewegendes und genussvolles Album ergeben. „Deadpan Love“ hat Stil, hat Charme, schäumt vor Leidenschaft geradezu über. Und Clay erfüllt sämtliche Erwartungen mit bestechender Leichtigkeit.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.06.2021
Erhältlich über: Cautious Clay (The Orchard)

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