Pil & Bue – The World Is A Rabbit Hole

Pil & Bue
(c) Frikant Mediedesign / Frank Rune Isaksen

Nach dem Ausstieg von Aleksander Kostopoulos gab es Pil & Bue geraume Zeit nicht als Band. Das letzte Album erschien Anfang 2016, Sänger und Gitarrist Petter Carlsen kümmerte sich vornehmlich um seine Solo-Exkurse. Dann übernahm Carlsens alter Kumpel Gøran Johansen Schlagzeug und Percussion, und schon hob das Power-Duo erneut ab. Ob man nun besser oder bloß etwas anders klänge, kann und will der Frontmann nicht sagen, doch zumindest hat man an Qualität nichts eingebüßt. „The World Is A Rabbit Hole“ klingt, als wäre die Zeit seit „Forget The Past…“ stehen geblieben.

Oberflächlich stehen nur sechs Songs zu Buche, allerdings erreicht nur einer von ihnen nicht die Fünf-Minuten-Marke: „True Disaster“ ist deswegen aber keinesfalls ein Radio-Track, sondern bloß eine etwas kompaktere Wuchtbrumme. Pil & Bue gehen in die Vollen mit einem der härtesten Exkurse dieser Platte, operieren am Alternative- und Art-Anschlag mit dicken Riffs, voluminösen Drums und Carlsens energischer Stimme. Davor lauert das vielschichtige „Everyone’s Just A Kid“, das mit Neo-Prog-Power aus der Garage kokettiert und doch mit wachsender Begeisterung die poppigen Muskeln spielen lässt. Nur um im nächsten Moment dicke, fast schon metallische Gitarren über die Melange zu kippen.

Der Titelsong geht an die Grenzen, nicht nur aufgrund seiner stattlichen Spielzeit von knapp neun Minuten. Mehrere Zäsuren, Post-Rock-artige Aufbauten, schroffe Explosionen mit punkigem Verve und ein balladesker, fragiler Schlussakt perfektionieren die Verwirrung. Hingegen zäumt „Select 2 Players“ das sprichwörtliche Pferd von hinten auf und bringt den verwegenen Art-Vibe in sämtliche Riffs und Rolls ein. Als würden Royal Blood mit Dioramic um die perfekte Hymne zwischen Komplexität und verkapptem Pop-Appeal kämpfen. Und über allem thront selbstverständlich Carlsens grandiose Stimme.

„The World Is A Rabbit Hole“ fordert heraus und steckt feinsinnige, mitreißende Momente in überaus schwierige, sprunghafte, oftmals sogar unvorhersehbare Arrangements, die immer länger und länger werden. Hier trifft eine Garagen-Band auf Art-Rock-Bonvivants, die jedes Riff, jede Idee bis zur Unkenntlichkeit ausreizen müssen. Tatsächlich geht das gut, weil Pil & Bue selbst in den wahrhaft anspruchsvollsten Momenten wissen, wann sie die Kurve kriegen müssen. Ihr Quasi-Comeback nach fünfeinhalb Jahren Studio-Abstinenz gelingt und macht Bock auf mehr.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.09.2021
Erhältlich über: Indie Recordings

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