BRTHR – Brother

BRTHR
(c) Luzie Marquardt

Immer noch klingen BRTHR definitiv nicht so, wie man sich das von einem Stuttgarter Duo erwartet. Der smoothe, zurückgelehnte Mix aus Soul, Pop, Folk, Americana, Country, Indie und Softrock trägt betont amerikanische Züge in sich, südlich angehaucht, tiefenentspannt, zugleich voller Kraft und Energie. Philipp Eißler und Joscha Brettschneider folgen diesen ungefähren Zutaten weiterhin, sonnig, reif und voller bekömmlichem Understatement. Mit ihrem nunmehr vierten Album „Brother“ rennen sie abermals offene Türen ein.

Das Herzstück lauert in der zweiten Albumhälfte und verbindet unbändige Coolness mit packender Musikalität. Eigentlich passiert in „When The Morning Comes“ nicht so viel, doch kann die legere AOR-Präsentation mit bluesigen Untertönen und launischer wie launiger Gitarre der Reduktion einiges abgewinnen. Eißlers butterweicher, soulig angehauchter Gesang tut dem smarten Arrangement richtig gut. Im Vergleich dazu wirkt „Why Do You Work So Hard“ fast schon lebhaft, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Während die Schlagzahl etwas erhöht wird, bleibt die Lässigkeit dennoch erhalten. Angenehme Erinnerungen an die hibbelige Seite von Calexico werden wach.

„Heartache Street“ eröffnet das Album mindestens so sympathisch und anders, bricht nichts übers sprichwörtliche Knie und offenbart erstaunliche Schwere in der Leichtigkeit. Es ist dies – wenig überraschend – einer von vielen gekonnt eingesetzten Widersprüchen, denn während gerade der Refrain fast schon zu schweben scheint, offenbart sich rundherum eine nicht von der Hand zu weisende Nachdenklichkeit. Der Herzschmerz dringt immer wieder nach vorne, wird von „Holding On So Tight“ im Anschluss regelrecht in die Knie gezwungen. Selbstbewusst, charmant, zurückgelehnt, frühlingshaft mit seinen Streichern, die rosarote Brille in Sichtweite – ein bezauberndes Stück Musik.

Wie viel Chame kann eigentlich in einem Album stecken? BRTHR brillieren durch Unaufdringlichkeit mit Stil und legen die nächste kleine musikalische Reifeprüfung vor. Noch eine Spur souliger, noch etwas deeper, noch leichter, dabei immer etwas überraschend im besten Sinne – diese ungewöhnliche Soft-AOR-Soul-American-Pop-Something-Mischung gelingt abermals auf den Punkt. „Brother“ ist ein Album der Gefühle, das wie ein lauer Sommerabend wird, ein bezaubernde Frühlingsnachmittag, ein wohliger Spaziergang durch den Herbst, eine Tasse Tee am Kamin im Winter. Die musikgewordene Umarmung gibt es ab Mitte April auf Tour zu erleben – ein absolutes Muss.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.03.2024
Erhältlich über: Backseat (SPV)

Website: www.brthr.de
Facebook: www.facebook.com/brthrmusic