Psychedelic Porn Crumpets – Night Gnomes

Psychedelic Porn Crumpets
(c) Tristan McKenzie

Über weite Strecken hatten Psychedelic Porn Crumpets keinen Plan und keine Ahnung, was sie da gerade taten. Es gab keine große Mission, kein knackiges Statement, als es recht schnell an die Arbeiten zu einem Nachfolger von „SHYGA! The Sunlight Mound“ ging, außer ein wenig Variation. So wollte man, angelehnt an „Helplessness Blues“ von Fleet Foxes, jeden Track gegen Ende mit einem kleinen (Stil-)Bruch versehen, um das Geschehen spannend zu halten. „Night Gnomes“ zeigt die Australier so abwechslungsreich und abgedreht wie eh und je, natürlich wieder überfordernd und doch irgendwie charmant.

Das wunderbar aufbrausende „Bob Holiday“ lässt die Muskeln spielen, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Gut, der Song ist unfassbar laut und wild, in manchen Momenten ungewöhnlich heavy, aber auch herrlich lässig. Das kurze Breakdown zwischen durch unterhält. „Acid Dent“ erhöht die Schlagzahl weiter, deutet thrashige Energie an und dreht mit wachsender Begeisterung am Rad. Sämtliche Regler werden mit wachsender Begeisterung überdreht, der abgefuckte Psych-Soloteil am Höhepunkt entstellt komplett und passt doch prima ins Bild.

Erwartungen werden so und so überbewertet; entsprechend tanken sich Psychedelic Porn Crumpets durch die neue Platte. Die Abgründigkeit von „Lava Lamp Pisco“ setzt auf vergleichsweise düstere Schwere, nur um vom fluffigen Akustik-Folk-Track „Dread & Butter“ ins Gegenteil verkehrt zu werden. So reduziert hört man die Australier nur selten, die Strings passen trotzdem gut rein. Auch die verträumte Steigerung von „Sherbert Straws“ kommt gut, eine wunderbar verwaschene Nummer, deren lässiger Bounce zumindest zeitweise im Rausschmeißer „Slinky / Holy Water“ aufgegriffen und zweckentfremdet wird.

„Night Gnomes“ ist unvorhersehbar durchgeknallt und erfüllt auf diese Weise sämtliche Erwartungen – das Crumpet-Paradox schlägt ein weiteres Mal zu. Reihenweise Mini-Hits, kuriose Kunstgriffe und sympathische Wahnsinnstaten geben sich die Klinke in die Hand. Gekonnt knüpft das Quintett an den bekömmlichen SHYGA-Irrsinn an, ohne sich zu wiederholen. Insgesamt gehen die Psych- und Plüsch-Anteile etwas zurück, stattdessen rückt die forsche, nahezu garagenpunkige Energie in den Mittelpunkt. Psychedelic Porn Crumpets schreiben weiterhin überdrehte und doch gefühlvolle Ohrwürmer, an denen man sich nicht satt hören kann, geschweige denn will.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.04.2022
Erhältlich über: Marathon Artists Records / What Reality? Records (Rough Trade)

Psychedelic Porn Crumpets @ Home | @ Facebook
„Night Gnomes“ @ Amazon kaufen