Tedeschi Trucks Band – I Am The Moon: II. Ascension

Tedeschi Trucks Band
(c) David McClister

Der Mond geht auf: Nach einem starken Auftakt treiben Tedeschi Trucks Band ihr ambitioniertes, vierteiliges Konzeptalbum voran. „I Am The Moon“ denkt ein faszinierendes episches Gedicht aus dem 12. Jahrhundert, das unter anderem bereits Eric Clapton inspirierte, in die Moderne und zieht den Mondzyklus als Leitmotiv für den vertrauten, leidenschaftlichen Mix aus Blues-, Americana- und Jam-Rock heran. „II. Ascension“ lässt besagten Himmelskörper nun aufgehen, wie auch die Musik des Kollektivs so richtig zu strahlen weiß.

Einmal mehr mutiert ein ellenlanger Exkurs zum Herzstück. Dabei beginnt das neunminütige „All The Love“ so brav und gemäßigt, als Halbballade mit Soul-Untertönen, die sukzessive zu einem großen Rocksong anzuwachsen scheint. Vor dem erwarteten Höhepunkt klappt das musikalische Kartenhaus jedoch zusammen und bietet stattdessen reduzierten Jam-Minimalismus. Die leisen Töne dominieren, Gitarre und Blechbläser suchen gemeinsam nach dem Sinn der liebevollen Emotionen. Dass im direkten Anschluss mit „So Long Savior“ eine kurze, druckvolle Blues-Rock-Nummer samt knackigem Americana-Einschlag folgt, passt ins Bild.

Rund um diese etwas andere Form der Laut-Leise-Dynamik spielen Tedeschi Trucks Band ihre Trümpfe mit wachsender Begeisterung aus. Das lässige „Playing With My Emotions“ ist klassisch und classy zugleich, nimmt die feinste Prise Jazz in den Sound auf, bleibt mit seiner smarten Smoothness sofort hängen … und dann löst sich die launige Sologitarre aus dem Dickicht. Am anderen Ende des Albums wartet „Hold That Line“, eine weitere bewegende Ballade, deren zaghafte Gemächlichkeit unter die Haut geht. Überhaupt bleibt flottere Episoden eine Seltenheit – der gekonnte, soulige Blues-Rock von „Ain’t That Something“ bildet eine weitere kleine Ausnahme.

Auf den insgesamt recht lebhaften Auftakt folgt der zurückgenommene zweite Teil, zumindest im Vergleich. Abermals spielen Tedeschi Trucks Band sämtliche Vorzüge aus, bloß auf eine etwas vorsichtigere, gemächlichere Weise. „I Am The Moon: II. Ascension“ schraubt den balladesken Anteil in die Höhe, ohne dabei schlafzuwandeln, verschiebt den Fokus auf geschickte Weise und lässt doch den konzeptuellen roten Faden durchschimmern. Gerade in den häufig auftretenden souligen Untertönen erschließen sich erste engmaschige Verwebungen. Es macht Spaß, diesem ambitionierten Werk bei seiner schrittweisen Erscheinung zuzusehen und zuzuhören. Zur Halbzeit wächst die Vorfreude weiter.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.07.2022
Erhältlich über: Fantasy Records / Concord Records (Universal Music)

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