Tedeschi Trucks Band – I Am The Moon: I. Crescent

Tedeschi Trucks Band
(c) David McClister

Das zwölfköpfige Kollektiv Tedeschi Trucks Band um das Ehepaar Susan Tedeschi und Derek Trucks ist seit über einem Jahrzehnt ein Fixstern im amerikanischen Blues-, Americana- und Jam-Rock-Universum. Zwei Monate nachdem die Pandemie die Gruppe auf Eis legte, kam Sänger Mike Mattison mit dem Gedicht „Layla & Majnun“ des persischen Dichters Nizami Ganjavi aus dem 12. Jahrhundert an, das einst Eric Clapton Inspiration schenkte. Aus dem 100seitigen Werk entstand eine neue, moderne Interpretation auf gleich vier Alben, die über einen Zeitraum von drei Monaten erscheinen. „I Am The Moon: I. Crescent“ bildet den halbmondförmigen Anfang.

Ausnahmsweise rückt das Finale zuerst in den Mittelpunkt, denn auf „Pasaquan“ leben Tedeschi Trucks Band ihr Jam-Faible zwölf Minuten lang aus und tanken sich durch ein vielschichtiges, überaus abwechslungsreiches Instrumental zwischen Blues, Jazz und Rock. Alleine schon das ausladende Schlagzeugsolo weiß zu unterhalten. Der Quasi-Titelsong „I Am The Moon“ ist hingegen eine beseelte Ballade, ein in sich ruhendes Stück Musik voll anmutiger Schönheit, dessen butterweiches Leuchten erst spät etwas Fahrt aufnimmt und in vollendeter Entfesselung aufgeht.

Ähnlich ruhig, wenngleich andersartig gelagert, eröffnet „Hear My Dear“ dieses erste Album. Blues und Americana schimmern prima durch, der Soul in Tedeschis Stimme geht unter die Haut, während Trucks seiner Lead-Gitarre Erstaunliches abringt. „Fall In“ kriegt ausnahmsweise eine männliche Stimme und schielt mit dieser sogar etwas in Richtung Country, zumindest bis das Saxofon auftaucht und sämtliche Stühle gleichzeitig besetzt. Hingegen schleicht sich „Circles ‚Round The Sun“ von hinten an, will sich erst nicht so richtig für einen Sound entscheiden und fällt schließlich fast schon heavy, rockig aus – eine weitere spannende Facette.

Überhaupt weiß der erste Teil dieser sommerlichen Albumserie zu glänzen. Tedeschi Trucks Band rufen auf „I Am The Moon: I. Crescent“ so ziemlich alles ab, was sie ausmacht, von der souligen Ballade bis zur virtuosen Jam-Rock-Rundreise der geschmackvoll verschwitzten Art. Auf den drei folgenden Platten sollen weitere poetische Episoden folgen, gespickt mit Callbacks zu anderen Teilen und manch einer Überraschung. Was zu diesem frühen Zeitpunkt bereits klar sein sollte: Können Tedeschi Trucks Band das Halbmond-Niveau halten, steht ein heißer Musiksommer bevor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.06.2022
Erhältlich über: Fantasy Records / Concord Records (Universal Music)

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