Hot Mass – Happy, Smiling And Living The Dream

Hot Mass
(c) Rob Crowley

Einfach mal alle Regler auf Elf drehen und losrocken, so oder so ähnlich könnte das Mantra von Hot Mass lauten. Das britische Quartett biegt aktuell bereits mit seinem zweiten Album ums Eck, sechs Jahre nach „Nervous Tensions“, und klingt dabei, als wären sie eigentlich eh immer hier gewesen. Kein Wunder, schließlich tourten die Herren aus Swansea mit wachsender Begeisterung durch die Lande und schärften ihren Sinn für packende, treibende Rocksongs mit Punk-, Alternative-, Indie-, Grunge- und Power-Pop-Einflüssen. „Happy, Smiling And Living The Dream“ ist somit durchaus als Mission Statement zu verstehen.

Die schiere Intensität, mit der Hot Mass durch diese zwölf Tracks preschen, macht Laune. Da wäre beispielsweise „Circadian Rhythms“, das mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus fällt und sich erst einmal vollends überschlägt. Hohes Tempo, frontale Action, dahinter dichte Melodien und ein stetes Brodeln – man platziert sich geschickt zwischen allen Stühlen, komplett überdreht und doch eingängig. Im Vergleich dazu gibt sich „AstroTurf“ fast schon brav, rockt im 90s-Midtempo-Feld los und dockt erst einmal ein wenig bei Pabst an. Der Refrain ist leicht schief und doch hymnisch, ein sympathischer Widerspruch in sich, glänzend aufgelöst.

Hingeben lebt „Hell, Now“ die Übertreibung sogar in der Spielzeit vor, gibt sich gallig und möglichst rüpelhaft, während die Gitarren stellenweise mit klassicher Rockenergie überraschen. Da wird schon mal derbe gebrüllt, dann bricht der Track komplett weg und imitiert Treibgut, bevor noisige Kaskaden in Richtung finales Chaos steuern. Das eigentliche Finale, „Ungakhali“, ist wunderbar angepisst und melodisch, und fängt damit die mit PUP kokettierende Eigentümlichkeit von Hot Mass prima ein. Und wenn doch alle Stricke reißen, räumt das eingängige und zugleich flotte „Lung Capacity“ mit wachsender Begeisterung alles ab.

Amtlich auf Vinyl-Ideallänge ausgedehnt, geht „Happy, Smiling And Living The Dream“ letztlich doch irgendwie zu schnell vorüber. Man möchte die wundersame Welt des Quartetts aus Swansea nicht verlassen, schon gar nicht so schnell, weil richtig viel Liebe und starkes Songwriting in dieser Platte steckt. Hot Mass feuern einen Leckerbissen nach dem anderen ab, gerne etwas sperrig und ungeschliffen, stets kurzweilig und irgendwie doch eingängig. Zwischen spätem College Rock und griffigen, punkigen Hymnen entsteht eine feine Perle. Ja, von diesen Briten kann und will man gar nicht genug bekommen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)

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