William The Conqueror – Excuse Me While I Vanish

William The Conqueror
(c) WetheDee

Zu Beginn des ersten Lockdown merkte Ruarri Joseph, wie alles, was er mit William The Conqueror aufgebaut hatte, zu verschwinden drohte. Und dann sah er seine Frau, die als Sozialarbeiterin im Bereich der psychischen Gesundheit kaum Zeit hatte, Luft zu holen, erkannte den eigenen Egoismus und erfuhr einen Perspektivenwechsel, der sich letztlich auch auf die Band auswirkte. Entsprechend größer, emotionaler und kreativer gestaltete sich das gemeinsame Schaffen, als es endlich wieder losging. Nach Abschluss ihrer Trilogie hat „Excuse Me While I Vanish“ etwas von einem Neustart, bloß mit vertrauten Mitteln zwischen Indie und Americana.

Zwar ist die Schwere der unsicheren Zeit und eines Umfelds, das alles in ein geerdetes Verhältnis setzte, greifbar, doch tappen William The Conqueror zu keiner Zeit in die Falle der gähnenden Beliebigkeit. Der grandiose Opener „The Puppet And The Puppeteer“ wagt sich in vertraute und doch unbekannte Gefilde vor, streckt gängige Americana-Referenzen mit Alternative-Flair und nahezu bluesiger Schwere, während Josephs Stimme über dem Arrangement thront. Im Laufe der sechs (!) Minuten entwickelt sich ein fieberhaftes, launisches, gerne mal über die Stränge schlagendes Stück Musik. Zwei rohe, ruppige Eruptionen tragen durchaus Post-Rock-Charakter in sich und wirken dabei fast hymnisch.

Diese überragende Größe erreicht das Album in weiterer Folge zwar kaum, was aber nicht weiter stören dürfte. Stattdessen packen William The Conqueror ihre kreative Vielfalt zwischen Genie und Wahnsinn aus. Das vorwitzige „Elsie Friend“ könnte einem Jazz-Club entkommen sein und kommt dabei doch schön erdig rüber, während „Shots Fired From Heaven“ klassischen Rock mit narrativen Strukturen à la Nick Cave vermengt – etwas seltsam, aber auch verdammt gut. In „The Bruises“ geht das Trio aus sich heraus und überrascht mit nahezu poppigem Momentum – reduziert, bezaubernd, leicht süßlich und irgendwie (im besten Sinne) nett. Der Abgang „In Your Arms“ schwingt sich hingegen wieder zu einer fieberhaften Alternative- und Americana-Weisheit mit tollen Backings auf.

Etwas anders, etwas nachjustiert, letztlich aber so stark wie immer: William The Conqueror spielen mit den eigenen Stellschrauben und schwimmen sich frei. Der Ballast der letzten Jahre sowie des Trilogie-Konzepts: verschwunden. Stattdessen öffnet „Excuse Me While I Vanish“ die Schleusen für mehr Experimente, für mehr Rock, aber auch für emotionale Schwere im Americana-, Jazz- und Blues-Umfeld – durch die Bank dosiert und konzentriert eingesetzt. Mit frischem Elan und neuen Ideen legen William The Conqueror einen weiteren kleinen Leckerbissen hin, der sie endgültig als Größe etabliert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.07.2023
Erhältlich über: Chrysalis Records (Cargo Records)

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