Dives – Wanna Take You There

Dives
(c) Maria Haefner

Nach einem starken Einstand und nunmehr über 150 Konzerten strebten Dives nach Veränderungen und wollten sich vom vergleichsweise ungeschliffenen Garagen-Sound verabschieden. Stattdessen stand und steht mehr Pop auf dem Programm, so wie es Wet Leg im Frühjahr vormachten. Exakt das ist den Wienerinnen auch gelungen. „Wanna Take You There“ rückt Leichtigkeit und Lässigkeit, zweistimmige Harmonien und unaufdringliche Eingängigkeit in den Mittelpunkt, ohne dabei von nunmehr vertraut pointierten, präzisen und gerne mal unbequemen Texten und Themen abzusehen.

Der eröffnende Titelsong bringt den generalüberholten Ansatz wunderbar auf den Punkt. Dichte Texturen, butterweicher Gesang und ein schneidender Basslauf treiben den luftig-fluffigen Charme an, der Refrain legt sich wie Balsam auf die Seele und darf dennoch prima mitgetanzt werden. So viel Wohlgefühl kennt „Burger“ nicht. Der schroffe, rockige Track setzt sich mit Sexismus bzw. mit dessen Entschuldigung auseinander und listet Phrasen auf, bei denen sich die Nackenhaare aufstellen. Ein mächtiger Gitarrenteppich stellt sich den Widerlingen entgegen.

Szenenwechsel: „Only Lies“ wagt sich in Dream-Pop-Territorium vor, was gar vorzüglich klappt. Das Vor- und Zurückträumen auf die Tanzfläche spielt sogar mit feinsinnigen Gaze-Ideen, die im abschließenden „Comfort & Fun“ weiter ausgelotet werden. Ein Hauch von Shoegaze scheint Teil der musikalischen DNA des Trios zu werden, und das ist mehr als willkommen. Der forsche, zeitweise leicht dissonante und doch stets einprägsame Indie Pop von „Ego“ will unbedingt erwähnt werden. Alleine schon die singende, verspielte UK-Gitarre weiß zu unterhalten.

Stellenweise hat „Wanna Take You There“ etwas von einem Neuanfang, ohne jedoch das bisherige Schaffen über den Haufen zu werfen. Ja, Dives lassen die schroffen Anfänge weitestgehend hinter sich und präsentieren sich deutlich poppiger, eingängiger, packen die verzerrten Gitarren deshalb aber ganz und gar nicht weg. Grundsympathische Ohrwürmer und hörbares musikalisches Wachstum gehen auf diesem alles andere als schweren zweiten Album Hand in Hand – ein weiteres kleines Schmuckstück, bloß im besten Sinne (ganz) anders.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: Siluh Records (Cargo Records)

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