Plight – Plastic Sun

Plight
(c) Jenna Anderson

90s-Gemächlichkeit ist bei Gitarrenbands aktuell wieder angesagt. Shoegaze und Slowcore, gepaart mit Indie und Alternative, haben Hochkonjunktur, und Plight begehen das neue Jahr mit intensiver Behäbigkeit, die nach Hoffnung inmitten der Katerstimmung sucht. Das New Yorker Quartett veröffentlichte bereits 2017 ein Demotape und machte sich seither vor allem in seiner Heimat einen Namen, arbeitete sich am eigenen Sound ab und verfeinerte diesen. Nun landet das erste Album „Plastic Sun“, dessen beklemmende Heavyness offene Türen einrennt … oder zumindest antaucht.

Der Hang zum gekonnten Abdriften begleitet weite Teile dieser Platte, darunter den Vorboten „Bedhead“. Hypnotische, semi-klare Melodien und zöglicher Gesang widmen sich zunächst halbwegs balladesken Strukturen. Erst spät kommt etwas Distortion hinzu, kriegt der Track eine mächtige Slowcore-Schlagseite und versumpft in einem kurzweiligen Soloteil. Dort wartet mit „Beside Yourself“ bereits der nächste überlange Exkurs, dessen präziser und zugleich tiefenentspannter Piano-Einsatz Beiläufigkeit mit pointiert eingesetzter Heavyness paart. Dieses Zusteuern auf einen Höhepunkt, der nie so richtig einsetzt, hat durchaus Post-Rock-Flair.

Es geht aber auch ganz anders: „No Outlet“ holt sich ein kurzes, knackiges Riff aus der 90s-Mottenkiste und geht – nach wie vor langsam, dennoch muskulös – nach vorne. Indie und Alternative verbinden sich, die manische Melodik und sogar das kurze Bass-Solo machen Laune. In „Common Thief“ wird dieser Ansatz gekonnt ausgedehnt und mit etwas Druck im Refrain versehen. Auch hier passiert eigentlich nicht viel, doch hat das bei Plight gewissermaßen Methode. „Dead End World“ schielt hingegen in Richtung Aufbruchstimmung und findet letztlich wieder zurück zur wuchtigen Eingängigkeit.

Sie haben hörbar alle Zeit der Welt und nutzen das mit wachsender Begeisterung aus: Bei Plight passiert zumindest oberflächlich recht wenig, was ihnen aber gar exquisit bekommt. „Plastic Sun“ kommt nur behäbig aus den Boxen, was dem Sound jedoch hilft. Massive Wände bauen sich auf, schwerfällig und eingängig, betont langsam und von Entfremdung durchzogen. Klar, ab und an kann sich das Langformat ziehen, was aber eigentlich kaum einmal stört. Brütende Intensität, pointierte Hooks und schmissige Riffs formen kleine Alternative-Gaze-Perlen, die zu unterhalten wissen. Auch außerhalb der Heimat sollte das für Plight ein verdienter Startschuss für höhere Weihen sein.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.01.2023
Erhältlich über: à La Carte Records

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