Narrow Head – Moments Of Clarity

Narrow Head
(c) Nate Kahn

Die Wochen und Monate rund um den Release von „12th House Rock“ waren für Jacob Duarte von persönlichen Verlusten und spirituellen Herausforderungen geprägt. Der Sänger und Gitarrist von Narrow Head musste sich gezwungenermaßen mit dem eigenen Leben auseinandersetzen, sieht sich und sein Umfeld seither verständlicherweise anders. Exakt das fließt nun in das neue Werk des Quintetts aus Texas ein. „Moments Of Clarity“ handelt nicht nur von den lichten Momenten, die Duartes schwere Zeit begleiteten, gibt sich im Vergleich zu den Vorgängern aber optimistischer, in seltenen Fällen fast schon verhalten hoffnungsvoll.

Ein Track wie „Fine Day“ trägt diesen leicht lebensbejahenden Silberstreif bereits im Titel, während es musikalisch in insgesamt halbwegs vertraute Gefilde geht. Zwischen Grunge-Charme und stärkeren Deftones-Vergleichen – die kommen im Laufe dieses Albums deutlich öfter durch – entsteht ein launisches und doch energisches Stück Musik, das Nachdenklichkeit mit fast schon sonniger Melodik paart. Das geschieht freilich auf streng limitierte Weise, wie sich das eben gehört. Narrow Head schrecken so und so nicht vor Experimenten zurück, wie das reduzierte „Soft To Touch“ zeigt. Vocals, entstellte Gitarren und Drum-Computer machen nervös, fühlen sich aber auch irgendwie sanft an.

Kontraste beherrschen die US-Amerikaner nach wie vor wunderbar und investieren zugleich mehr in ihren Sound, der tatsächlich eine Spur erwachsener rüberkommt. „Gearhead“ fällt zwischendurch ruppig bis wütend aus, holt die Screams zurück und bemüht Stakkato-Attacken. Hingegen wagt sich „Trepanation“ immer wieder in Alternative- und Gaze-Gefilde vor, sucht nach dem richtigen Ansatz und lässt sich schließlich vom Klangwall treiben. Im Titelsong „Moments Of Clarity“ zeigen sich Narrow Head hingegen halbwegs fokussiert, kompakt und drückend. Gerade die gerne mal etwas widersprüchlichen Melodien kommen gut.

Die sanfte Evolution schreitet bei Narrow Head voran. Während die Lebensumstände ein gewisses Umdenken erforderten, entwickelte sich auch der Sound mit. Von den Grunge- und Alternative-Wurzeln mit 90s-Einschlag wollen sich die Texaner nicht komplett entfernen, wagen nun aber deutlich mehr. Kleinere Experimente, mehr Melodien und diese kleinen Momente, die auf bessere Zeiten hoffen, beflügeln „Moments Of Clarity“. Ein weiterer Schritt in eine spannende Richtung bietet große Unterhaltung, viel für die Seele und ordentlich Nachdenklichkeit, distanziert sich zugleich aber keinesfalls von vertrauten alten Themen – von vorne bis hinten eine richtig starke Sache.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.02.2023
Erhältlich über: Church Road Records / Run For Cover Records (Bertus)

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