Errorr – Self Destruct

Errorr
(c) Olga Karatzioti

Grantiger Lärm liegt in der Luft, wenn Errorr in die Saiten hauen. Das in Berlin ansässige Quartett um den schwedischen Multi-Instrumentalisten Leonard Kaage (u. a. The Underground Youth) nahm seinen Ursprung in Solo-Demos zwischen Tourneen und Aufnahmejobs. Im Laufe der Zeit wurde daraus eine sehr laute Band, die Noise Rock, Alternative und Fuzz mit Power-Pop-artigen Ideen vermischt. ‚Noise-Pop‘ nennen Error ihren Sound, was gar nicht mal so verkehrt ist. Zwölf Songs über die Schattenseiten des Lebens in der modernen westlichen Gesellschaft, über Wut und Verletzlichkeit finden sich auf dem ersten Album „Self Destruct“.

Furiose, energiegeladene Widerspenstigkeit macht sich in jeder Sekunde breit, wenn Tracks wie „SIXXX“ aus den Boxen fahren. Verschwitzter, abgehangener Rock aus der Garage trifft auf unendlich Distortion, auf Fuzz, aber auch auf unterschwellige Melodik. Das kann schon mal an unfassbar laute, übersteuerte Black Rebel Motorcycle Club erinnern. Das wunderbar zerschossene „Just Another“ geht im Anschluss sofort ins Ohr und festigt diesen Eindruck. Gerade die nölende und doch packende Gitarre im Refrain überstrahlt alles, nur im Anschluss von wütenden und dennoch songdienlichen Noise-Salven zerschossen werden.

In seltenen Momenten darf es auch etwas ruhiger werden, beispielsweise wenn „Something“ sämtlichen Ballast über Bord wirft und in reduzierter Entspannungshaltung verweilt. Es passiert vergleichsweise wenig, was aber nicht stört – das Quasi-Idyll kommt gut. Auch „Innocent“ weist zwischendurch ähnliche Momente auf, während sich rundherum ein düsterer, fast schon bluesiger Rocker aufbaut. Laut wird es später, beispielsweise im grantigen, zwischenzeitlich britischen „Makeshift Happy“ oder dem komplett überdrehten „8 Hours 5 Days“. Hier geht der Punk mit Errorr durch, was hohen Unterhaltungswert bietet.

Nach knapp 40 schweißgebadeten Minuten spuckt die Platte kaputt, aber glücklich aus. Das  mächtige Noise-Dickicht verbirgt zahlreiche Riffs und Melodien, an denen man sich nicht satt hören möchte. „Self Destruct“ ist eine massive, kantige Sache geworden, die selbst in den schroffsten Momenten ins Ohr geht. Errorr schneiden Rock-Perlen aus dem Noise und setzen auf die Katharsis der übersteuerten Lautstärke. Dahinter verbirgt sich starkes Songwriting mit den Zutaten für ein wildes, packendes Live-Erlebnis. Ihr erstes Album bestätigt die Vorschusslorbeeren souverän.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.03.2023
Erhältlich über: Anomic Records (Bertus)

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