His Lordship – Bored Animal

His Lordship
(c) Ki Price

Es ist eine von sehr vielen Lockdown-Geschichten: Als der langjährige Pretenders-Gitarrist James Walbourne 2020 unerwartet Zeit hatte, wollte einfach nur ein paar Rock’n’Roll-Songs in einem Pub spielen, um aktiv zu bleiben. Der dänische Drummer Kris Sonne, der selbst auf „Relentless“ zu hören war und bei einzelnen Gigs aushalf, wurde rekrutiert, His Lordship waren gegründet. Mit der Mission, möglichst direkt und und unmittelbar zu rocken, landete vor etwas über einem Jahr ein erstes Album. Für den Nachfolger „Bored Animal“ entschied man sich für eine deutliche Straffung und verabschiedete sich von etwaiger Perfektion. Beides bekommt dem Duo bestens.

Der eröffnende Titelsong „Bored Animal“ reißt in 144 Sekunden alles ab und macht schnell deutlich, wohin die Reise geht. Anfängliche noisige Dissonanzen weichen schnell und machen einem feisten wie eingängigen Song Platz. Sonne verdrischt das Kit, Walbourne entlockt seiner Gitarre gerne mal wieder bizarre, dann hymnische Riffs und singt dazu mit einem implizierten Grinser. Der kommt auch in „I Fly Planes Into Hurricanes“ durch, bloß auf komplett andere Weise. Abgedrehter Garage Punk räumt einfach ab, ohne Rücksicht auf Verluste, stolpert durch den komplett überdrehten Refrain und macht damit alles richtig. Diese abgefuckte Frontalattacke samt versteckter Surf-Hook lässt nicht los.

Freilich geht es auch ganz anders: „Derek E. Fudge“ ist ein seltsames Stück Psych-Pop, blubbert durchs Midtempo und hat hörbare Freude am eigenen Wahnsinn, wie auch „Gin And Fog“, das kleine Instrumental zum Abschluss, das durchaus cineastische Züge annimmt. Falls das zu brav sein sollte, dann muss eben „12-21-2021“ herhalten, ein hymnischer Rocker, der sich in Wellen entlädt und direkt ins Ohr geht. Oder eben das abermals überspitzte „Marc-André Leclerc“, das sich mit wachsender Entgeisterung selbst überholt und gefühlt aus dem Lachen nicht mehr herauskommt – wie auch die noisige Entladung „The Sadness Of King Kong“, die sich auf bekömmliche Weise einbremst.

Nach bloß 28 Minuten ist Schluss, das passt aber auch. Das hier muss man erst einmal verdauuen, denn der das Wasserglas zerfetzende Sturm, den His Lordship auf ihrem zweiten Album entfachen, geht auf wohligste Weise an die Substanz. Tatsächlich finden sie so etwas wie eine innere Mitte, drehen komplett am Rad und packen das in fantastische Songs. „Bored Animal“ zerlegt alles, wieder und wieder, und lässt pure Spielfreude spüren. Es geht um die Essenz des Rock in verschiedensten Formen und Farben, wütend, abgedreht und bekömmlich zugleich. Zwar bleibt weiterhin offen, welches Schiff der Lord bevorzugt, doch kann diese Platte uneingeschränkt begeistern.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.06.2025
Erhältlich über: Psychonaut Sounds / PIAS (Rough Trade)

Website: hislordship.net
Facebook: www.facebook.com/HisLordshipUK