Tramhaus – The First Exit

Tramhaus
(c) Elmo Taihitu

Fünf Musiker*innen aus Rotterdam und das Spiel mit Riffs und Stimmungen: Tramhaus spuckten sechs Singles in 18 Monaten aus und erspielten sich damit nicht nur in ihrer niederländischen Heimat einiges an Aufmerksamkeit. Dabei entstand ein störrischer, gerne mal bizarrer Mix, der die stete Abgründigkeit von Post Punk ebenso mitnahm wie widerborstigen Noise Rock und experimentell bis eingängig veranlagten Alternative. Ihr erstes Album „The First Exit“ erscheint nun in Eigenregie und findet eine spannende Balance zwischen schier endloser Vorarbeit, um Verschnitt auszusortieren, und betont spontanen One-Take-Aufnahmen.

Ein Song wie „Beech“ schlägt die Brücke, wirkt leichtfüßig und doch ausgeklügelt. Eine gekonnte Dosis Weirdness – nicht umsonst kommt der Vergleich mit Fat White Family immer wieder – trifft auf sperrige Prä-Grunge-Explosivität. Die unruhige und zugleich schwebende Stimmung samt wütendem Quasi-Chorus macht kaputt. In „Ffleur Hari“ stimmt das Unbequeme hingegen von der ersten Note an. Erneut macht die ominöse Atmosphäre einiges her, erneut schlagen Tramhaus im richtigen Moment aus und feuern eine noisige Rakete ab, die prima zum abgefuckten Post-Punk-Bounce passt.

Im eröffnenden „The Cause“ fällt die Abfahrt höllisch bis wild aus, schrammelt sich dem Vergessen entgegen und bringt zugleich beide Stimmen zusammen, die sich selbst inmitten größter Harmonie zu duellieren scheinen. „The Big Blowout“ intensivert dieses unwirkliche Gefühl, bemüht eine Schleife nach der anderen und vergisst Antworten, bevor Fragen gestellt werden konnten. Im Vergleich dazu wirkt die Single „Once Again“ leger und zugänglich, flattert durch den luftleeren Raum und lässt den Stream of Consciousness folgen. Wenn „Past Me“ schließlich die Versöhnung in der bewusst rohen Konfrontation sucht, ist alles eitel.

33 wechselhafte, hochklassige Minuten später zweifelt sogar der Zweifel. Nicht immer ist die kreative Vision von Tramhaus klar, doch macht es richtig Spaß, ihnen bei der Suche nach dem Weg nach vorne zu lauschen. „The First Exit“ fällt mit der Tür ins Haus und landet doch im Vorgarten, wo das Gras langsam, aber sicher zu brennen beginnt. Mächtig Energie und ein stetes Wechselbad der Gefühle harmonieren prima, klassischer Post Punk wird betont aggressiv und noisig vorgetragen, während sich College- und Alternative-Gitarren in einem neuen Umfeld finden. Ein engmaschiges Netz an Zitaten wird neu aufgestellt und klingt komplett frisch – ein starker Einstand, der die tolle Frühform bestätigt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.09.2024
Erhältlich über: Subroutine Records

Website: tramhaus.com
Facebook: www.facebook.com/tramhaus