Pawn Painters – Pawn Painters 1

Pawn Painters
(c) _biljean

So schnell ihr Stern aufgegangen war, so schnell wäre er beinahe wieder verglüht. Pawn Painters fanden sich 2016 und erarbeiteten sich in kürzester Zeit einen guten Ruf als kompetente Liveband. Vier Jahre später sah die Situation schon ganz anders aus. Man suchte nach einem neuen Sound, experimentierte zunehmend und verrannte sich. Irgendwann macht es ‚Klick‘, „Pawn Painters 1“ war entstanden. Der rocklastige Sound in diesen 44 Minuten versucht bewusst viel, gibt sich ungeschönt und lässt das bayrische Quartett auf eine Rundreise durch verschiedenste ruppige bis kunstvolle Ideen gehen.

Dass hier ein ganz eigenwilliger Wind weht, macht die Band aus Schrobenhausen von Anfang an mehr als klar. Die Art und Weise, wie „Kosmonautentraum“ seinen Groove sucht und findet, sorgt für Verzückung. Da steckt beseelter Retro-Rock aus der Garage drinnen, wie er vor zwanzig Jahren populär war, begleitet von komplexem Art Rock, von Post-Punk-Weisheiten, kleineren Noise-Eskapaden und XXL-Klangflächen. Während man sich noch über die kuriose Präsentation wundert, denkt „Durch die Flut“ bereits weiter, erhöht die punkige Post-Schlagzahl deutlich, während der Bass beiläufig und doch so dominant schrubbt – ein weiteres höchst eigenwilliges wie charmantes Stück Musik.

Im Langformat triumphieren Pawn Painters ebenso. „Parcels Bash (Take My Time)“ lässt sich etwa sieben Minuten Zeit für musikalische Magie, breitet seine majestätischen Schwingen nur langsam aus und spielt sich mit jeder Sekunde weiter in einen Rausch. Die sehnsüchtigen und doch fieberhaften Vocals, die tanzbare Gitarre, die atemlosen Schleifen, das ausgedehnte Solo – und „Krautrock“ ist mindestens so toll. Tatsächlich werden hier krautige Ansätze zumindest angedeutet, während sich die Band in einem zunehmend manischen, wilden Song verliert. Das vorwitzige, atemlose „Dur Moll“ wird hingegen zum Husarenritt aus der Garage, dessen gewaltige Energie binnen Sekunden von den Sitzen reißt.

Was auch immer Pawn Painters hier abziehen, es funktioniert. Obwohl die Einzelteile überaus vertraut wirken, fällt es doch schwer, die besondere Magie dieser neun Songs in angemessene Worte zu kleiden. „Pawn Painters 1“ ist musikalisch überall und nirgendwo zu finden, doch macht gerade das so unheimlich viel Laune. Treibender Rock aus der Garage, fieberhafte Indie-Hymnen, verquerer Art Rock, tanzbarer Post Punk und ausladende Alternative-Klangflächen schaffen ein monumentales großes Ganzes, dem man sich nicht entziehen kann. Pawn Painters landen mit ihrem ersten Album einen absoluten Volltreffer, der schon jetzt zu den großen Highlights dieses Jahres zählt.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 08.03.2024
Erhältlich über: Barhill Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/pawnpainters