ORT – Sperrwerk

Das Spiel mit Gefühlen und Gefühlsregungen, mit Klangwelten und (vermeintlicher) Statik scheint ORT in die Wiege gelegt worden zu sein. Hinter dem Trio stecken echte Sludge- und Doom-Experten, so wie der als N bekannte Drone-Meister Hellmut Neidhard. Immer wieder schüttelt man spannende, klare und doch so komplexe XXL-Konstrukte aus dem Ärmel, zuletzt Ende 2023 mit „Maschinenhafen“ sogar im Albumformat. Der neue 10″-Release „Sperrwerk“ hatte jedoch mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, darunter mehrere, teils kommentarlose presswerkseitige Verschiebungen. Und doch steht das drückende Doppelpack nun endlich in den Startlöchern.
Erneut sind es zwei sehr lange Tracks, die zwar nicht ganz so ausladend wie jene auf dem Vorgänger ausfallen, dafür ohne Umwege mitten ins Herz treffen. „La Reprise“ legt sogar halbwegs direkt los, lässt mit donnernden Drums das imaginäre Gebälk erzittern und bricht doch nichts übers Knie. Das ist nicht die Sache von ORT, wobei die Gitarre mit ihren zahlreichen kleinen und großen Variationen doch angenehm verspielt wirkt. Das Hinarbeiten auf einen kolossalen Höhepunkt trägt nach der Acht-Minuten-Marke erste Früchte, und doch bleibt das ein Trugschluss. Denn hinter der Druckwelle lauert bereits die nächsten Zäsur, falsches Ende und massives Finale inklusive.
Ominöse Wucht bestimmt hingegen das Geschehen auf der B-Seite: „Heuvel / Bodden“ bemüht erst einmal lähmende Schwere, bevor das Arrangement lichte Momente zumindest andeutet. Wo andere auf große Melodien setzen, dürfen es bei ORT gemächliche Aufbauten sein, die mit Post-Präfix anbandeln, das Geschehen nur langsam intensivieren und mit wachsender Begeisterung im Doom-Drone-Grenzbereich wandeln. In der zweiten Hälfte nimmt die Distortion letztlich zu, der Himmel verfinstert sich, der Geist bekommt eine Tracht Prügel nach der anderen. Und doch nimmt man das gerne hin, weil die gemächlichen Schleifen etwas im Innersten bewegen.
Als kleinen, nicht auf der Vinyl erhaltenen Bonus gibt es noch „Bodden Dub“, eine noisige und zugleich basslastige Interpretation der B-Seite, der tatsächlich Dub-Vibes innewohnen, von lässiger Zurückhaltung und ordentlich Verzerrung geprägt. Das mag wie ein Widerspruch in sich klingen, passt im Falle von ORT jedoch wie Arsch auf Sonstwas. Rundherum serviert das Trio gewohnt packende Kost, lebt für karge, kratzende Schleifen, die immer wieder höchste Höhen suchen und den Weg zum Happening machen. „Sperrwerk“ setzt die Reihe starker Releases fort und unterstreicht das, was ORT so besonders macht, ein weiteres Mal.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 28.02.2025
Erhältlich über: My Proud Mountain
Facebook: www.facebook.com/ORTband