Palila – Children Will Be Furious

Eine kleine, große Überraschung, so präsentiert sich das neue Album der Indie-Magier Palila. Dass sich hier etwas tun würde, kommt nicht gerade überraschend. Einerseits hatte das letzte Would-Werk von Gitarrist und Sänger Matthias Schwettmann bereits zwei kommende Tracks in etwas anderem Soundgewand zu bieten, andererseits erschien parallel ein neuer Song mit unerwarteten Queens Of The Stone Age-Vibes. Von Stoner Rock ist „Children Will Be Furious“ letztlich doch ein kräftiges Stück entfernt, und trotzdem zeigt sich das Trio ausnahmsweise von einer anderen, düsteren Seite, die ihnen gut zu Gesicht steht.
Besagter ungewöhnlicher Vorbote war und ist „Pure“, das wie die Indie-Version von „Little Sister“ klingt, und das ist ganz dringend als Kompliment zu verstehen. Der forsche Drive, die kantige und doch mächtige Hook, dazu Schwettmanns vertrauter Gesang für die obligatorischen Hochgefühle aus dem Hause Palila – es kann manchmal tatsächlich so einfach sein. „Back“ bemüht ähnliche Energien, wenngleich die Hook auf andere Weise ins Ohr geht. Das erinnert schon eher an jene Art von Alternative, die ab den späten 80ern an Oberwasser gewann, abermals richtig charmant und schön kantig eingesetzt. „The Beginning“, einer der beiden Would-Tracks, klingt in der Band-Version fast euphorisch und ist ein willkommener Ausreißer, Dinosaur Jr.-Charme inklusive.
Eine weitere willkommene Überraschung stellt „Orion“ dar, fast sechs Minuten lang und in seiner reduzierten Opulenz grandios. Interstellares und Zwischenmenschliches kollideren in einer über weite Strecken basslastigen Nummer, bevor sich imaginäre Schleusen öffnen und mit purer Wucht alles umnieten. Im Vergleich dazu klingt „Hollywood, Save The Day“ wieder brav und typisch, wenngleich die Melancholie mit feinen Palila-Melodien sehr geschickt kollidiert – ein packender, mitreißender Spagat. „Songs For Bears“ mag es hingegen lauter und kantiger, vergisst keinesfalls auf das nötige Herz und schneidert daraus eine kleine Alternative-Hymne, die herrlich vertraut und doch so wunderbar frisch klingt.
Mehr als nur geschickt finden Palila ihren Platz zwischen musikalischen Welten und expandieren mit Nachdruck, ohne jemals zu übertreiben. Es gibt Stoner-Überraschungen, amerikanisch-kanadischen Alternative-Sound, verstörende Melancholie und süßliche Melodien, alles in einen überdimensionalen Topf gekippt und verdient zelebriert. „Children Will Be Furious“ trägt eine gewisse Intensität in sich und meditiert über kontemporärer Nachdenklichkeit, ringt mit einer alles andere als angenehmen Realität und schafft es im richtigen Moment dennoch, die scheinbar unvermeidbare Verzweiflung beiseitezuscheiben. Einmal mehr intensiveren und erweitern Palila ihren Sound mit Maß und Ziel und schreiben Songs, die im Herz und im Gedächtnis bleiben. Was eine großartige Band.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: DevilDuck Records (Indigo)
Facebook: www.facebook.com/palila.music