AKaRinde – Kids

Hat Andrej Dietrich zu viel Zeit? Neben einer kompletten Tour mit Dÿse komponierte er ein Theater-Musik-Projekt, spielte beinahe im Alleingang eine Soloplatte ein, buchte eine Tour und drehte ein Video. Noch Fragen? Auf sich alleine gestellt, tritt eine Hälfte der Noise-Meister als AKaRinde auf und macht Musik, die sich bewusst jeglicher Kategorisierung entzieht. Die Singer/Songwriter-Klänge mag, aber eben auch den Lärm und das Chaos der Hauptband, Am besten alles davon und direkt auf einmal, unvorhersehbar und doch irgendwie bekömmlich. „Kids“ dreht mit verschmitztem Grinsen am Stand durch.
Der „K.u.r.z.b.e.f.e.h.l.“ ertönt laut und deutlich. Herrlich geschrammelte Gitarre und aus den Untiefen der Seele auftauende Vocals, die nahezu meditativen Gesang mit wütenden Post-Hardcore-Screams vermengen, stellen das Akustik-Genre auf den Kopf. Wobei, kann man hier überhaupt von einem ‚Genre‘ sprechen? Ist auch egal, denn diese angriffslustigen und zugleich entspannten drei Minuten gehen mindestens so sehr unter die Haut wie das aufwühlende, verfremdete „es ist wie es ist – Welt verändern“. Die akustische Antwort auf Dead Kittens, nach der niemand gefragt hat, kollidiert silbenreich mit einem überdimensionalen, kaum in geregelte Bahnen gelenkten Bewusstseinsstrom.
Was in „HighFive“ passiert, ist mindestens so spannend. Das melancholische Idyll trifft auf wehes Klagen, die Eskalation in der zweiten Hälfte überrascht ebenso wenig wie die herzhafte Präsentation von „Blu Tuesday“, ein bezauberndes Stück Acoustic Punk. Hingegen glaubt „Rolaner“, ohne gläubig zu erscheinen, überholt sich im Sprechgesang beinahe selbst und gibt sich dabei dreckig. Hingegen dreht „Mrs. Breathe“ die Schlagzahl deutlich runter, lässt den Gesang heiser bis kehlig ertönen und gibt sogar ein wenig den Waits. Darauf wartet man gerne, wiewohl man nicht unbedingt versteht, was zum Henker da eben passiert.
Dieses imaginäre, überdimensionale Fragezeichen ist nahezu dauerhafter Begleiter während dieser Platte, die wieder und wieder von einem Extrem zum nächsten führt. Eine kuriose Sammlung von Ideen, Vignetten und Stimmungsbildern kleidet 35 bizarre, gelegentlich bekömmliche, doch immer sehr spannende und angenehm herausfordernde Minuten aus. „Kids“ hat mit dem Nachwuchs herzlich wenig am Hut, nützt dafür dessen Spielwiese mit wachsender Begeisterung aus. Dietrich nimmt alles mit, was ihm gerade unterkommt, liebt die gerne mal krassen bis kaum überbrückbaren Widersprüche und macht einfach. AKaRinde gewährt Einblick in eine unwirkliche Welt, die man zugleich besuchen und meiden will – ein spannendes, unterhaltsames Kunststück.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Noisolution (Edel)
Website: www.akarinde.com
Facebook: www.facebook.com/people/AKaRindeofficial/61567007337353