Blossoms – Gary

Blossoms
(c) Ewan Ogden

Blossoms haben eine stolze Serie zu verteidigen. Mit drei ihrer ersten vier Alben landeten sie an der Spitze der britischen Albumcharts, begleitet von diversen Award-Nominierungen und ausverkauften Tourneen. Dieses Mal sind die Vorzeichen etwas anders, denn das Quintett aus Stockport unterhält inzwischen eine eigene Plattenfirma und stellt sich mehr denn je auf eigene Beine. Einmal mehr übernahm James Skelly (The Coral) die Produktion, CMAT schrieb bei zwei Tracks mit und Josh Lloyd-Watson (Jungle) half bei zwei anderen Produktionen aus. Ihr fünftes Album „Gary“ benannten sie nach einem überdimensionalen Fiberglass-Gorilla, der Anfang 2023 aus einem Gartencenter gestohlen wurde. Noch Fragen?

Antworten gibt es während dieser halben Stunde in Hülle und Fülle. Da wäre beispielsweise „Perfect Me“, einer der poppigsten Blossoms-Songs überhaupt, der mehr denn je in Synthie- und Wave-Gefilde vordringt. Dicke Melodieteppiche, ein ausgeprägtes Augenzwinkern und verschmitztes Grinsen finden zusammen, atemlos und silbenreich vorgetragen. Luftige, vorwitzige Indie-Pop-Tracks werden mehr und mehr zur Spezialität des Quintetts, und der Titelsong „Gary“ macht da keine Ausnahme. Federnde, flirrende Gitarren tänzeln durch die Luft, mehrstimmige Vocals und eine ganz feine Portion Kitsch kommen prima zusammen.

Tatsächlich gelingt es Blossoms, die hohe Klasse über das gesamte Album zu halten und dabei immer wieder Neues zu versuchen. Da wäre beispielsweise das butterweiche „Cinnamon“ mit einer verspielten Akustik-Gitarre und etwas Romantik. Oder „Big Star“, der angenehm großspurige Opener mit deutlich mehr Rock sowie mächtig Funk, für dieses gewisse Augenzwinkern. Das folgende „What Can I Say After I’m Sorry?“ gibt sich tanzbar, ist wie für pulsierende Remixes gemacht und auch in dieser Form mitreißend, beinahe Disco-tauglich. „Slow Down“ sucht und findet frühlingshafte Töne, die tatsächlich das Tempo drosseln und damit abräumen.

Noch mehr Pop und Leichtigkeit, ohne dabei die feinen Ecken und Kanten zu verlieren, das zeichnet den nunmehr fünften Longplayer von Blossoms aus. Das Rezept kennt man mittlerweile, was etwas gegen Überraschungen spricht, aber das stört keinesfalls. In dieser kompakten halben Stunde servieren die fünf Briten einen Hit nach dem anderen, wirken so charmant und verspielt wie lange nicht, haben weiterhin ein Herz für kraftvolle Gitarren und etwas Nachdenklichkeit. „Gary“ bringt alles mit, was die bisherigen Alben ausmachte, ohne sich auch nur im Ansatz zu wiederholen oder gar in Beliebigkeit zu verfallen – ein kleines Kunststück, das nicht mehr aus dem Ohr geht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.09.2024
Erhältlich über: ODD SK Recordings (Membran)

Website: www.blossomsband.co.uk
Facebook: www.facebook.com/blossomsband