Suzzallo – The Quiet Year

Suzzallo
(c) Adrien Wilhite

Rocky Votolato findet zurück zum Bandformat. Der Anlass dafür ist jedoch alles andere als schön: Im Dezember 2001 verstarb sein 22jähriger Sohn Kienan bei einem Autounfall, im Folgejahr erschien das zu diesem Zeitpunkt bereits fertig geschriebene, der Familie gewidmete Soloalbum „Wild Roots“, das in weiterer Folge eine neue Bedeutung annahm. Gemeinsam mit Steve Bonnell (Schoolyard Heroes) und Rudy Gajadhar von seiner ehemaligen Band Waxwing rief Votolato Suzzallo ins Leben, um extreme Trauer durch laute Gitarrenmusik in etwas Schönes, Heilendes umzuwandeln. „The Quiet Year“ vermittelt rohe, aufwühlende Katharsis.

Eines dieser kleinen, bewusst ungeschliffenen Meisterstücke ist „Star String Radio“. Diese vier Minuten nähern sich der kompletten, zugleich ungemein sympathischen Überforderung und werden mit jeder Schleife größer, intensiver. Donnernde Drums, pulsierender Basslauf, stürmische Gitarren und ein hörbar emotionaler Votolato treiben die zarten Strophen und den wuchtigen Refrain an. Im eröffnenden „River“ kommt zudem das hörbare Faible für die 90er Jahre durch, das Alternative Rock, Emo und Power Pop zusammenbringt. Wie der Chorus förmlich aus dem Song herausbricht, kann schon mal überwältigen, bevor sich die kleine, aber feine Hook festbeißt.

Derlei besondere, herrlich überfordernde und zugleich mitreißende Momente gibt es in Hülle und Fülle. Wie in „Shattered Stars“, dessen Melancholie durch Mark und Bein fährt. Die Gitarrenarbeit alleine ist mindestens so groß wie im kernigen, kantigen „Constellations“, das geschickt auf den großen Höhepunkt hinarbeitet und doch am Weg dorthin am stärksten ist. Breitbeiner Alternative-Sound zeichnet „We Are The Clouds“ aus, mit seinen vergleichsweise feinsinnigen Melodiespuren, dem abermals aufwühlenden Chorus und dem verschwitzten Grinser, der Tränen die Stirn bietet. Die kommen spätestens im siebenminütigen „Eulogy“, der mächtigen, rauen und rohen Verabschiedung, die immer größer und größer wird. Wer hier nicht heult, hat kein Herz.

Das Suzzallo-Paradox besagt: Es ist schön, dass es diese fantastische Platte gibt, und es ist zugleich alles andere als schön, dass es diese fantastische Platte gibt. Unterm Strich bleibt beeindruckend, wie Rocky Votolato diesen alles verändernden Einschnitt vertont und verarbeitet, daraus Positives schafft. Aus der unfassbaren Katastrophe entspringt tatsächlich Schönheit, die hoffentlich nicht nur dem Musiker selbst, sondern auch anderen helfen kann. Darüber hinaus ist „The Quiet Year“ musikalisch packend, eine Liebeserklärung an eine laute, längst vergangene Rock-Epoche, aus der Magisches entsteht. Hier stimmt so ziemlich alles, bis auf den Hintergrund.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 02.05.2025
Erhältlich über: Thirty Something Records (FUGA)

Website: www.suzzallo.com
Facebook: www.facebook.com/suzzallo