Garbage – Let All That We Imagine Be The Light

Eine finstere, dystopische Gegenwart braucht Hoffnung und Optimismus. Das dachte sich Shirley Manson und wollte, nach einer eher direkten Platte, Garbage in herausfordernde Gefilde führen. Mit der Mission, Gutes zu tun, anstatt Schaden anzurichten, und den Menschen wieder so etwas wie Macht und Selbstbestimmung über ihre eigene Existenz zurückzugeben, begab man sich mit wenig ins Studio und rang um die eigene Stimme in einer in vielerlei Hinsicht vorbelasteten Zeit. Zudem setzt man auf „Let All That We Imagine Be The Light“ auf bevorzugt analoge Instrumentierung und gerne widersprüchliche Soundscapes, die stetig um Licht und Schatten kreisen.
Das eröffnende „There’s No Future In Optimism“ versteht Manson als Schlachtruf für Gleichgesinnte, die Liebe und Sanftheit über Gewalt und Hass stellen. Die Stimme erhebt sich über das elektronisch befeuerte Dickicht, klar und doch bestimmt, während der brodelnde Track nach seinem Momentum sucht. Letztlich ist es dieser sachte Unruheherd, diese gemächliche Bestimmtheit, die sich zudem mehr und mehr zur Stärke dieses Albums entwickelt. „Love To Give“ beherrscht sie ebenfalls, spielt mit post-industrieller Düsternis, mit Grunge-Pop und bitterer Süße, die mit aller Macht gegen Windräder des Hasses ankämpft.
Und das kratzt bestenfalls an der Oberfläche des neuen Garbage-Machwerks: „Hold“ zeigt sehr deutlich, dass dreckige, möglichst rohe Gitarren weiterhin ihren Platz haben. Hier kommt zudem das erwähnte Wechselspiel zwischen Licht und Schatten prima durch, alleine schon im wechselhaften Chorus. Der treibende Electro-Pop von „Get Out Of My Face AKA Bad Kitty“ mag seine deutlichen Worte ebenso wie die Wave-Synth-Line, deren analoge Wärme prima mit den aufbrandenden Gitarren und der silbenreichen Präsentation harmoniert. Schließlich greift „The Day That I Met God“ einmal mehr dezente TripHop-Vibes auf und befasst sich mit existenziellen Fragen. Ein gewisses Gefühl der Hoffnung macht sich breit.
Nach zuletzt relativ unmittelbaren, kantigen Tönen ist „Let All That We Imagine Be The Light“ definitiv ein kleiner Kulturschock, wenngleich ein willkommener. Garbage beherrschen das Kunststück, unmittelbar und unnahbar zugleich zu klingen. Es ist ein mystisches Werk geworden, dieses achte Studioalbum, zumindest auf musikalischer Ebene. Mehr Elektronik und Synthetik, Grunge-Schwere und Pop-Appeal erinnern natürlich an die einstigen großen Platten, ohne diese blind zu wiederholen. Darüber lagern Manson und Konsorten einen Schimmer Hoffnung und greifen nach den Sternen, bevor diese komplett verblassen. Nicht immer einfach, doch stets lohnenswert und letztlich durchaus beflügelnd: Garbage bleiben unbestrittene Meister ihres Fachs.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 30.05.2025
Erhältlich über: STUNVOLUME / Infectious Music / BMG Rights Management (Universal Music)
Website: www.garbage.com
Facebook: www.facebook.com/GarbageOfficial