Packaging – Packaging

Packaging
(c) Jake Hanson

Daniel „Connor“ Birch (Flaural) und Daniel Lyon (Spirit Award) lernen sich 2016 auf Tour kennen. Aus der anfänglichen Freundschaft entstand schnell der Drang, musikalische Ideen auszutauschen – bei Nacht, unabhängig von etwaigen geographischen Grenzen. So ging es wiederholt zwischen Denver und Seattle, den Homebases, hin und her, während beim Ausloten eigener Grenzen Songs entstanden und aufgenommen wurden. Das Ergebnis heißt Packaging und wandelt bodenständig durch Träume, analog und digital zugleich. Ihr erstes Album hört auf denselben Namen und kreiert binnen kürzester Zeit einen hochspannenden musikalischen Mikrokosmos.

Der herrliche Spagat der ersten beiden Tracks macht Laune und gewährt erste Einblicke in den sehr vielschichtigen Sound. So schart „Always Calling“ vorwitzige bis abseitige Melodiefragmente um stoische Loops und helle, feinfühlige Vocals, verträumt und doch getrieben. Understatement trifft Energieleistung trifft Ohrwurm trifft Chamber-Ausritte. Im Anschluss klingt „Running Through The Airport“ exakt so, wie es der Titel vermuten lässt und widmet sich krautigen Gefilden – nicht zum letzten Mal auf diesem Einstand. Der konstante, forsche Drive, die lauter werdenden Drums und der stellenweise wie ein weiteres Instrument anmutende Gesang eskalieren fast unbemerkt.

An anderer Stelle greift „In Your Pocket“ diesen konstanten Drang nach vorne erneut auf und setzt diverse Effektgeräte darauf an, feinste Melodieansätze im konstanten Widerspruch zueinander zu setzen, sowie eine mächtige wie filigrane Hook zu basteln. Im vorwitzigen Psych-Exkurs „Water’s Edge“ spielt das Duo mit schemenhaften Formen, mit fast ätherischer Melodik und bleibt dabei so vage und faszinierend wie das mit Sugar Candy Mountain aufgenommene „On Holiday“, dessen Dream-Pop-Vision schon mal angenehm an M83 erinnert – butterweich und direkt plüschig. Schließlich schleicht „Say What You Need“ reduziert-minimalistischer Finalität entgegen, mit einem Hauch von Nichts, und lässt die Vocals direkt unter die Haut gehen.

Kunstvoll, butterweich, anderweltlich und doch eindringlich – vieles auf diesem ersten Album scheint sich, zumindest theoretisch, im Weg zu stehen und trägt letztlich doch zu einer packenden, bezaubernden musikalischen (Grenz-)Erfahrung bei. Birch und Lyon machen „Packaging“ zu einem magischen Trip, der sicherlich den einen oder anderen Anlauf benötigt. Braucht es wirklich diese krautigen Exkurse? Sind die Traumwelten nicht zu weit weg vom restlichen Album? Wie psychedelisch darf es sein? Gerade dieses konstante Spiel mit kleineren Extremen, das Abrücken von einer längst überholten inneren Mitte macht den Einstand bärenstark. Ein musikalisches Sammelsurium mit viel Herz und Seele trifft mitten ins Herz – großes Kopfkino garantiert.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.10.2025
Erhältlich über: Share It Music

Bandcamp: packaging.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/packagingmusic