Schlagwort: Indie Rock

Deep Sea Diver

Deep Sea Diver – Billboard Heart

Auf den ersten Chart-Einstieg folgte der erste große Rückschlag: Deep Sea Diver erreichten im Herbst 2020 mit „Impossible Weight“ Platz 51 in den US Top 200. Und doch tat sich Jessica Dobson mit einem Nachfolger schwer. Nach umjubelten Überraschungskonzerten in ihrer Heimat Seattle verließ sie ein paar Wochen später Los Angeles ohne nennenswertes neues Material und fühlte sich etwas verloren. Dauer-Wegbegleiter Andy Park meldete sich und bot seine Hilfe an. Daraus entstanden elf neue Perlen, die als „Billboard Heart“, fast viereinhalb Jahre nach dem bislang größten Erfolg, abermals für Furore sorgen.

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The Murder Capital

The Murder Capital – Blindness

Es musste sich etwas ändern, das war The Murder Capital klar. Ihr erstes Album war ein wütender Aufgalopp, dessen Tour von einer globalen Pandemie beschnitten wurde. Für den Nachfolger schloss man sich neun Monate in einem Landhaus in Wexford ein, drehte nach eigenen Angaben letztlich durch, erspielte sich jedoch starke Festival-Slots und Support-Gigs, unter anderem für Pearl Jam und Nick Cave. Und doch wollte man von dem zuletzt überfrachteten Songwriting wegkommen, reduzierte die Musik auf das Unmittelbare und verzichtete auf komplexes, ausformuliertes Demoing. Zwölf Songs waren in zehn Tagen entstanden, die Aufnahmen in Los Angeles schafften einen sehr willkommenen Perspektivenwechsel, bei der Anreise war man noch fast zerbrochen gewesen. Und doch entpuppt sich „Blindness“ als Triumphzug von der ersten bis zur letzten Sekunde.

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Rum Jungle

Rum Jungle – Recency Bias

Was soll man bloß tun, wenn jeder Song besser als der vorangegangene klingt, auch wenn man sich das vielleicht nur einbildet? Diese verzerrte Form der Wahrnehmung begleitete Rum Jungle bei den Arbeiten an ihrem ersten Album. Nach mehreren EPs begannen die Australier mit der Arbeit an frischem Stoff, begleitet von allerlei Unsicherheiten. Und doch verzichtete das Quartett letztlich auf den großzügigen Umgang mit dem Rotstift, sondern konzentrierte sich auf eigene Qualitäten – hymnischer, energischer Indie Rock, sonniger Pop mit Alternative-Untertönen und, natürlich, eine gesunde Portion Surf. „Recency Bias“ trägt die verunsichernde Entstehungsgeschichte bereits im Titel.

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Tocotronic

Tocotronic – Golden Years

Bricht tatsächlich ein goldenes Zeitalter an? Im Fall von Tocotronic ist selbstverständlich nichts so, wie es zunächst scheint, und das beginnt bereits beim Titel ihres 14. Studioalbums, exakt 30 Jahre nach dem Einstand. Zudem ist man erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder als Trio in Originalbesetzung unterwegs, nachdem sich Rick McPhail, der an der aktuellen Platte noch mitwirkte, eine Auszeit auf unbestimmte Zeit nahm. „Golden Years“ bemüht eine Zweideutigkeit, die sich durch weite Teile eines Albums voller Gegensätze zieht, die in ihrer Zweigleisigkeit durch kreative Rückgriffe nach vorne blickt.

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Bartees Strange

Bartees Strange – Horror

Der durchaus offensive Umgang mit Ängsten gehört für Bartees Strange quasi zum guten Ton – bei einem erklärten Horrorfan keine große Überraschung. Und doch geht es nicht unbedingt um Gruseln und Jumpscares, sondern um eine Welt, die nicht immer durch erklärte Freundlichkeit glänzt. Als junger, queerer, schwarzer Mensch waren die ländlichen USA gewiss nicht der einfachste Ort. Letztlich waren Gruselfilme ein wertvolles Hilfsmittel zur Vorbereitung auf den Alltag. Und der ist anno 2025 selbst in den großen amerikanischen Städten alles andere als eitel Sonnenschein. „Horror“ bringt diese Herausforderungen auf den Punkt und genießt zudem die Freiheit, sich musikalisch einmal mehr vollends auszutoben.

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The Vices

The Vices – Before It Might Be Gone

Der Blick nach innen ist ein beliebtes Stilmittel – für manche unverzichtbar, während ihn andere erst im Laufe der Jahre, der Karriere entdecken. The Vices gehören mit Sicherheit zu zweiterer Kategorie. Das Quartett aus dem niederländischen Groningen sang auf den beiden bisherigen Platten von sozialen Ereignissen – mal näher, mal weiter vom eigenen Mikrokosmos entfernt – und verändert nun tatsächlich den Fokus. „Before It Might Be Gone“ verstehen sie als rohe, ehrliche Selbstreflexion einer Person, die sich erstmalig selbst begegnet, und dies zum Anlass einer Reise voller Veränderungen nimmt.

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The New Mourning

The New Mourning – Songs Of Confusion

Die Lust am Live-Sound wuchs bei Thomas Pronai in den letzten Jahren, unter anderem durch seine Tour als Teil der Live-Band von Pete Astor inspiriert. Diese spontane Unmittelbarkeit wollte er auch mit seiner aktuellen Formation The New Mourning einfangen. Gut zweieinhalb Jahre nach dem Release des Einstands „When The Light Fades“ war man dieser Aufgabe gewachsen, nun aufeinander eingespielt und durch die kürzliche Hinzunahme eines Bass VI im Sound noch wuchtiger und breiter aufgestellt. „Songs Of Confusion“ will vielleicht nicht erwachsener sein, zeigt jedoch eine Band, die sich endgültig gefunden hat.

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Kratzen

Kratzen – III

Kann sich ein Kreis als Dreieck schließen? Kratzen stellen diese Frage nicht und beantworten sie natürlich keinesfalls. Und doch runden sie ihren Sound mit ihrem nun dritten Album ab, wiewohl dieses gerne mal die nächste, finale Ecke besagter geometrischer Form beschreibt. Das liest sich abstrakt, passt wiederum zum Klang, der in seiner konkreten Präsentation schon mal ganz weit weg wirkt. Noch Fragen? Hoffentlich nicht, denn auch ohne pythagoräische Formenlehre zwirbeln sie ihr musikalisches Happening weiter, unaufgeregt und doch so bestimmt. „III“ denkt Kraut und Wave weiter, butterweich und subtil, doch stets voller Herz und Hirn.

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Amos The Kid

Amos The Kid – Enough As It Was

Amos Nadlersmiths musikalische Karriere verlief alles andere als linear. Bereits 2013 zog er von Manitoba nach Winnipeg, um neben seinem Beruf als Wildnisführer erste Songs zu schreiben. Erst fünf Jahre später ließ er sich als Amos The Kid zu ersten Aufnahmen überreden, 2020 und 2021 erschienen erste EPs, auf denen er sich irgendwo zwischen Country, Indie und Rock orientierte. Auch das erste Album lief erst einmal nebenher, wurde durch ausgewählte Gigs unterstützt und erhielt nach und nach ein Following. „Enough As It Was“ überquert nun endlich kanadische Grenzen und erhält mit fast zweijähriger Verspätung seinen hochverdienten europäischen Release.

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Father John Misty

Father John Misty – Mahashmashana

Wenn der Pater die Rock-Messe liest, hört man gar aufmerksam zu. Ein neues Album von Father John Misty ist stets ein Grund zur Freude, gerade nach dem Fake-out im Sommer. Damals erschien ein kleines Best-of-Werk mit einem brandneuen Track, der nun zur Lead-Single der inzwischen sechsten Soloplatte wird. Noch Fragen? „Mahashmashana“, ein Sanskrit-Begriff, der sich um Einäscherung und Bestattung, aber auch um Vergänglichkeit und spirituelle Transformation dreht, wird zur Überschrift für acht neue Erzählungen mitten aus dem Leben, abermals schräg und silbenreich sowie mit dem einen oder anderen Querverweis auf Nick Cave vorgetragen.

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