Pil & Bue – Forget The Past, Let’s Worry About The Future

Zwei Herren aus dem höchsten Norden Norwegens wollten die gute, alte Tradition des Power-Duos fortsetzen. Pil & Bue (zu Deutsch: „Pfeil & Bogen“), das sind Schlagzeuger Aleksander Kostopoulos und Sänger / Gitarrist Petter Carlsen. Die beiden verstehen sich auf fieberhafte Gitarrenmusik, die zwischen rohen Hymnen und ausladenden, dezent angeproggten Arrangements herumpendelt. Für ihr zweites Album „Forget The Past, Let’s Worry About The Future“ widmen sie sich dem jahrhundertelangen Kampf von Frauen um Gleichberechtigung.

Die zackige, rasiermesserscharfe Präsentation von „No Is The Answer“ baut die richtige Stimmung für den Rest des Albums auf. Nielsens heller, zuweilen aggressiver Gesang erinnert in Kombination mit Garage-Rock-Untertönen und einem Hauch Anti-Punk an Dúné und Disco Ensemble – ein Eindruck, der sich über weite Strecken dieser Platte zieht und vom bissigen, verwegenen Refrain intensiviert wird. Vielleicht macht das schroffe „Nevermind“ angesprochene Vergleiche noch deutlicher, zumal die schwer entstellte Bariton-Gitarre zuweilen gar Noise-Rock-Dimensionen annimmt.

Und dann sind da noch die überlangen Geräte, in denen das Duo endgültig abhebt. Besonders der zweiköpfige Abgang hat es in sich. Zunächst zerlegt „Fear Flee Freeze Fight“ mit einer Mischung aus Falsett-Feinsinn, abgefahrener Eingängigkeit und unwahrscheinlich fetten, martialischen Gitarrenwänden alles, was sich ihm in den Weg stellt. Dann widmet sich „Afterlife“ einer beinahe neun Minuten andauernden Prog-Abfahrt mit Ambient-Elementen, Synthi-Einsatz und stolperndem Art-Rock-Erzählmuster. Seltene Vocal-Fetzen dienen der atmosphärischen Ausschmückung dieses ganz besonderen Tracks.

Vielleicht die einzige wirkliche Schwäche dieses Zweitlings ist seine Kürze. In knapp unter 33 Minuten handeln Pil & Bue ihr Album ab und lassen damit viel Raum offen, viel ungenutzen Platz und ausgeleierte Repeat-Tasten. Ja, hier wäre ohne Frage noch ein wenig mehr drinnen gewesen, doch was auf „Forget The Past, Let’s Worry About The Future“ gelandet ist, lässt sich sowieso nur schwer toppen. Wie zwei Männer allein derartig großen Lärm machen, ringt Respekt ab. Eingängige Hymnen, Arrangements für Querdenker und pumpender Noise-Unterbau lassen eine goldene Zukunft vermuten.

Forget The Past, Let’s Worry About The Future
VÖ: 05.02.2016
Name Music / Indie Recordings (Soulfood Music)

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