Acua – Is There More Past Or More Future

Acua
(c) Jennifer Friedrich

Ist heute schon morgen oder noch gestern? Die implizierte Fragen aller Fragen breitet sich bei Acua aus. Vor der Pandemie konnte das Kölner Trio mit seinem ersten Album sogar in Kanada und Japan touren, seither wurde der psychedelische, eingängige Sound konzentriert weiterentwickelt. „Is There More Past Or More Future“ verliert sich zwischen Retro und Zukunft, begleitet von etwas Schwermut und der steten Suche nach Antworten, die noch nicht existieren bzw. nie existieren werden. Und all das in einem Meer der Ohrwürmer.

„What Will They Think About You“ taucht in dieses Meer ein und bemüht zarte Töne, die ein betont gemächliches Aufbäumen anstreben, ohne jemals über imaginäre Stränge zu schlagen. Feinsinnige Melodien, softer Synth-Einsatz und eine etwas flottere zweite Hälfte mit verschmitzten Ratschlägen bemühen eindringliche Vorsicht. Das folgende „Ghost Train“ wirkt im Vergleich laut und druckvoll, nahezu frontal, ohne sich jedoch das psychedelische bis poppige Fundament zu nehmen. Stimmlicher Pluralismus und zurückgelehnte, zugleich suchende Instrumentierung basteln ein Kartenhaus, das unerschütterlich scheint.

Mit „Orange World“ zelebrieren Acua die Überlänge. Sieben faszinierende Minuten bemühen Jam-artige Klänge, ohne in Richtung Muckertum abzudriften – ein wenig wie Death Cab For Cutie in „I Will Possess Your Heart“. Die Grundidee ist vornehmlich ruhig und zugleich federnd, rundherum erstrahlen kleine Wiederholungen sowie eine im besten Sinne aufgeweckte Rhythmusabteilung besonders hell. Das finale Crescendo brennt sich ein. Ganz so gewaltig geht es in „Help Me Up“ vielleicht nicht zu, die kleinen Zäsuren rund um angedeutete Whyte Horses-Grandezza bleiben mit ihrer Dynamik dennoch hängen.

Sommerlich, verträumt und irgendwie zeitlos: Die implizierte Frage im Albumtitel ist hervorragend gestellt. Ob in „Is There More Past Of More Future“ tatsächlich mehr gestern oder morgen steht, lässt sich nicht sagen, ist aber auch egal. Acua lassen sich treiben und nehmen das Publikum mit auf diese gemächliche, zugleich unfassbar spannende Reise durch unbekannte Welten. Mit Psych als Korsett und Indie sowie Alternative als Triebfeder für melodische Wundertaten entsteht ein kurzweiliger Zweitgang, der Pop-Sensibilitäten mit kernigem Tiefgang verbindet. Hier lassen sich bei jedem Durchlauf neue Schönheiten entdecken – eine wunderbare Fortsetzung für die Kölner*innen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.08.2022
Erhältlich über: Papercup Records

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