The View – Which Bitch?
Große Herausforderung für The View. Die vier Schotten sind mit ihrem Debütalbum „Hats Off To The Buskers“ hierzulande zwar nur im gesicherten Indie-Mittelfeld gelandet, erfreuen sich in ihrer Heimat aber großer Beliebtheit. „Which Bitch?“ läutet eine wilde Attacke ein, die Reggae-Grenzen überschreitet und sogar den österreichischen Komponisten Gustav Mahler zitiert.
Vor diesen eigenwilligen Auswüchsen setzt „Typical Time 2“ genau dort fort, wo das letzte Album aufgehört hat. Kyle Falconer arbeitet sich durch 96 Sekunden als One-Man-Band mit Harmonika und kräftigem Gelächter. Hier knüpft nun „5Rebbeccas“ an. Wirkt das Intro in seiner Tiefe zunächst wie ein Glasvegas-Zitat, schrammelt sich der Vierer in Windeseile in wesentlich gefälligere Gefilde. Die aktuelle UK-Single ist ein kraftvoller Rocker, sozusagen die Indie-Adaption von „One To Make Her Happy“. „Shock Horror“, die kommende Single, hingegen explodiert erst spät und setzt auf ausufernde Chants.
Der Erzählstil Falconers und Kieren Websters ist humorig. „One Off Pretender“ wirkt wie ein vorgelesener Absatz, der mit möglichst schiefem Gesang gekrönt werden will. „Unexpected“ wechselt zwischen Dub-Auswüchsen und Streicher-Ballade, während „Realisation“ an die großen Zeiten des UK-Reggaes und dessen versuchte Wiederbelebung durch die Babyshambles erinnert. Ganz großes Kino ist allerdings das komplett durchorchestrierte „Double Doubloon“, das den Gesang der Band in ein sprunghaftes, verspielt fließendes S&M-Überbleibsel einbettet.
Neben diesen schrägen Auswüchsen haben The View vor allem viel Spaß. Auf „Which Bitch?“ haben sich auch einige konventionelle Songs eingeschlichen, die den Hörer weit weniger verunsichern als es beispielsweise das Orchester tut. Dieser erfrischende Zwiespalt mit einer gehobenen Fuck-You-Attitüde lässt die Schotten über jeden Zweifel erhaben werden und macht ihren Zweitling angenehm schizophren und durchaus empfehlenswert.
VÖ: 27.02.2009
1985 Records (Sony BMG)
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The View – 5Rebbeccas