We Were Promised Jetpacks – Enjoy The View

We Were Promised Jetpacks
(c) Euan Robertson

Geschwindigkeit war nie die Sache von We Were Promised Jetpacks. Dieses Mal liegt allerdings ein kleiner Umbruch zwischen den beiden Alben. Nach dem Release von „The More I Sleep The Less I Dream“ erfolgte die freundschaftliche Trennung von Gitarrist Michael Palmer, seither machen die Schotten zu dritt weiter. Die erzwungene Pandemie-Pause entpuppte sich die Band letztlich als eine Art Glück im Unglück, denn man konnte in Ruhe an neuen Songs schreiben, was über die Distanz zu einem deutilch gemeinschaftlicheren Werk führte. „Enjoy The View“ bringt Aufbruchsstimmung mit und rückte den Fokus ausnahmsweise auf die Studioarbeit, anstatt gleich über die Live-Umsetzung nachzudenken.

Durch diesen leicht verschobenen Ansatz bekommt manch ein Song mehr Raum, um sich über Atmosphäre und Intensität zu definieren. Genau das gelingt bereits dem Opener „Not Me Anymore“, ein vergleichsweise ruhiger Track mit reduzierter Rhythmik, entfremdeten Chor-Effekten und beinahe gespenstischem Pop-Appeal. Das anschließende „Fat Chance“ erhöht die Schlagzahl nur geringfügig, wirkt aber deutlich direkter. Die Vocals geben sich eine Spur forscher, das Tempo wird angezogen, die Gitarren dürfen sich etwas ausbreiten und die typische Indie-Eigenwilligkeit propagieren.

Zwischendurch geben We Were Promised Jetpacks ordentlich Gas, irgendwo zwischen Radiohead und Glasvegas. „Nothing Ever Changes“ bemüht sich um breitbeinigen Rock, der ein paar sperrige Dissonanzen auf fast schon hymnischen Elan treffen lässt, und auch „All That Glittered“ bringt einen kleinen Energieschub mit, der dennoch eingängig und stilvoll bleibt. Viel typischer für diese Platte ist allerdings das folgende „Don’t Hold Your Breath For Too Long“, irgendwo zwischen den Stühlen mit leicht poppigen Einflüssen und vorwitzigem Indie-Bounce vorgetragen – kraftvoll und doch verspielt, eingängig. In „Blood, Sweat, Tears“ wird sogar kurz auf eine funkige Fährte geführt, bevor Gitarrenrock fürs Alternative-Stadion einsetzt.

We Were Promised Jetpacks schaffen es immer wieder, gefühlt nahtlos zwischen Stimmungen und Extremen zu springen. Tatsächlich spielen die Schotten auf „Enjoy The View“ freier auf, scheinen etwaige Limitierungen endgültig aufzubrechen, experimentieren mit Studioeffekten, mit einem Hauch von Synthetik und mit Masteringtricks. Nichts davon nimmt eine dominante, alles überstrahlende oder gar überlagernde Rolle ein, das Fundament bildet weiterhin die Indie-Gitarre. Es ist eine minimale Diskursverschiebung mit großartiger Wirkung: We Were Promised Jetpacks suchen und finden packende Songs in rauen Mengen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.09.2021
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)

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