Megadeth – Endgame

(c) Roadrunner Records

Für markige Ansagen ist Dave Mustaine bestens bekannt. So erklärte der Rotschopf letztens, dass er mit dem neuen Megadeth-Album „Endgame“ an den übermenschlich gewordenen Klassiker „Rust In Peace“ anknüpfen will. Große Worte, die er gemeinsam mit Neuzugang Chris Broderick (Ex-Nevermore) in die Tat umzusetzen glaubt. Und tatsächlich: „Endgame“ ist das beste Album dieser Megadekade, was angesichts der letzten beiden, durchaus guten Platten, durchaus einiges zu heißen hat.

Bereits der Auftakt fällt durchaus spektakulär aus. Im gut zweiminütigen Instrumentalstück „Dialectic Chaos“ geben sich Mustaine und Broderick die Lead-Klinke in die Hand, punkten mit filigraner Gitarrenarbeit. Nahtlos fließt der Opener in „This Day We Fight!“, einem lupenreinen Thrasher mit leicht melodischer Schlagseite und abgedrehten Soli. Chris Broderick spielt sich dabei in den Vordergrund, was auch für die „Killing Is My Business… And Business Is Good“-Luft atmende Vorabsingle „Head Crusher“ gilt. Klar haben sich Megadeth in den letzten Jahren wieder ihren Wurzeln angelehnt, doch selten ist dies so kompromisslos, knochentrocken und knüppelhart geschehen.

Ansonsten spielt sich „Endgame“ zwischen Mitte der 80er und den frühen 90ern ab. „44 Minutes“ ist eine typische Megadeth-Hymne mit eingängigem Refrain, „1,320′“ ein Midtempo-Groover, der in der zweiten Hälfte richtig abhebt. „How The Story Ends“ hätte auch gut auf „Youthanasia“ gepasst. Eine große Überraschung ist allerdings die orchestrierte Halb-Ballade „The Hardest Part Of Letting Go… Sealed With A Kiss“, wobei das Orchester mehr für zusätzliche Akzentuierung und Feingefühl sorgt, denn diese Achterbahnfahrt mit eingeschobenem Solopart in Bombast zu ersticken.

Aber auch die anfangs vermeintlich unscheinbaren Momente zünden irgendwann. „Bite The Hand“ scheint sich in ewig langen Melodiebögen mit leicht angezogener Handbremse zu verlieren, doch auch hier greift Chris Broderick ein, während Mustaine mit sinistrem Grinsen seine Zeilen ins Mikrophon rotzt. Und dann ist da noch der Titeltrack „Endgame“, ein beinahe sechs Minuten langes Konstrukt mit zahlreichen Soli, überaus dynamischen Drums und den obligatorischen Vocal-Samples zu Beginn. Dazu ein musikalisches Labyrinth, an dessen Ausgang ein Bleifuß mit abermals feiner Gitarrenarbeit steht.

„Endgame“ ist mit Sicherheit nicht nur Mustaines Album, auch wenn er das Hirn Megadeths ist. Die komplette Band zeigt sich in Topform, wächst aber durch Chris Brodericks energische wie rasante und präzise Gitarrenarbeit noch eine Spur weiter. Damit scheint der Ex-Nevermore-Saitenhexer sogar seinen rotblonden Chef anzuspornen. Ergebnis ist das vielleicht beste Megadeth-Album seit „Countdown To Extinction“, das in punkto Härte, Abwechslung, Melodie und Songwriting die Kollegen der alten Garde problemlos in den Schatten stellt. Auf dass Megadave nicht noch einmal auf seinem Arm einschläft.

VÖ: 11.09.2009
Roadrunner Records (Warner Music)
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