Mirrors – Lights And Offerings

Mirrors

Alles wiederholt sich mit der Zeit, alles kommt zurück. Aktuell helfen Hurts klassischem 80s-Synthie-Pop zurück in die Charts mit durchaus beeindruckendem Erfolg. Wem die Herren zu brav bzw. ohne den nötigen Tiefgang sind, darf sich nun auf Mirrors freuen, die sich – musikalisch wie ästhetisch – irgendwo zwischen Joy Division und Kraftwerk einreihen. „Lights And Offerings“ ist eine eingängige Platte mit zahlreichen Hits und Hooklines, die allerdings zwischen DIY-Attitüde und einem Hang zu ausladenden Arrangements versteckt sind.

Schon die ersten Töne des beinahe zwei Minuten langen Intros zu „Fear Of Drowning“ versprechen viel: Mirrors verlieren sich ein wenig in ihren Synthis, bevor sich aus dem Dickicht schrittweise ein richtig guter Song schält. Große Harmonien und ein sympathisch unaufdringlicher Refrain peitschen sich zu einem sechsminütigen Wunderwerk hoch, das die Gangart ein wenig vorgibt: Offensichtlich auf Hit und Radio getrimmte Tracks gibt es nicht, während puristischer 80s-Charme mit einem Hauch Experimentierfreudigkeit und durch die Bank eindringlichen Melodien in den Vordergrund rückt.

Natürlich ist die aktuelle Single „Into The Heart“ höchst eingängig, flutscht locker und luftig, bietet einen starken Refrain zum Mitsingen. Auch „Ways To An End“ arbeitet mit ähnlichen Elementen, nimmt sich aber ebenso Zeit für ein ausgedehntes Breakdown mit obskuren Vocal-Samples und Synthi-Hölle. „Somewhere Strange“ steht exemplarisch für die ruhigen Momente auf „Lights And Offerings“, könnte als gekürzter Radio Edit locker Hurts den Kampf ansagen. „Write Through The Night“ hat sogar einen gewissen Depeche Mode-Charme, während man das Karen Dalton-Cover „Something On Your Mind“ nicht einmal annähernd als selbiges erkennen kann, auch wenn der Song an sich viel zu wenig zum ansonsten sehr starken Gesamtbild beizutragen vermag.

Was auf Tour mit OMD bereits bestens geklappt hat, funktioniert auch auf Albumlänge – „Lights And Offerings“ ist eine überaus stilvolle und authentische Zeitreise in eine musikalisch und frisurentechnisch bestens dokumentiere Ära. Mirrors schenken ihren Vorbildern neues Leben, ohne sich hinter den zahlreichen Referenzen verstecken zu müssen. Die vier Herren aus dem britischen Brighton haben ein Gespür für fantastische Songs, große Hymnen und gekonntes Auftreten. Außerdem: Wer es mit Ideen, die in dieser Form bereits vor drei Jahrzehnten hätten existieren können, schafft, frisch und faszinierend zu wirken, muss einiges richtig machen. Setzt sich fest, lässt einen nicht mehr los.

VÖ: 18.03.2011
Skint Records / PIAS Germany (Rough Trade Distribution)

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