BBC Sound of 2011

(c) BBC

Der wichtigste musikalische Gradmesser Großbritanniens hat wieder zugeschlagen. Seit 2003 veröffentlicht die BBC zu Jahresbeginn eine Liste mit den hoffnungsvollsten Künstlerinnen und Künstlern für einen möglichen nationalen und internationalen Durchbruch. Acts wie Lady GaGa, Franz Ferdinand, Mika, Duffy oder Ellie Goulding ist dies – mal lokaler, mal globaler – durchaus gelungen. Die im Dezember 2010 veröffentlichte Longlist wurde nun gekürzt, die Top 5 stehen fest. Werfen wir einen Blick auf die britische NXT-Staffel 2011.


(c) Island Records1. Jessie J
Wenig überraschend steht die 22jährige Jessie J aus dem britischen Redfield an der Spitze. Aktuell erobert sie mit „Do It Like A Dude“ die Top 20 ihrer Heimat, hat jedoch viel mehr zu bieten als urbanen Odd’n’B-Wahnsinn mit Autotune. Hinter der Fassade wartet eine fantastische Soul-Stimme, die eindeutig darauf wartet einer breiteren Masse vorgestellt zu werden. Ebenso ist Jessica Ellen Cornish, so ihr voller Name, eine hervorragende Songwriterin, die also solche bereits vor geraumer Zeit einen Major-Vertrag einfahren konnte und unter anderem an Miley Cyrus‘ Hit „Party In The USA“ beteiligt war. Ob es ihr hierzulande besser ergeht wie ihren Vorgängerinnen Ellie Goulding und Little Boots? Ihr voraussichtlich im Juni erscheinendes Debütalbum „Who You Are“ wird der Gradmesser sein.

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(c) R&S Records2. James Blake
Post-Dubstep ist also the next big thing, wenn man sich die Top 5 so ansieht. James Blake lebt und atmet dieses neue Genre bereits par excellance. Der 22jährige Brite vereint die Club-Szene mit ordentlichem Singer/Songwritertum, konstruiert beispielsweise mit seiner aktuellen Single „Limit To Your Love“ einen Track, der zur eine Hälfte zarte Piano-Ballade ist, zur anderen treibende Dub-Explosion mit unterschwelligem Trainspotting-Wahnsinn. Es verwundert nicht, dass Blake populäre Musik studiert hat. Er nähert sich Jazz-Spuren und setzt Momente reiner Ruhe als zusätzliches Instrument ein. Für das am 4. Februar erscheinende Debütalbum „James Blake“ ist wohl elektronische Musik im ‚klassischen‘ Sinn garantiert.

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(c) Marshall Teller Records3. The Vaccines
Braucht die Welt wirklich schon wieder eine Band, die die ach so schwer angeschlagene Rockmusik rettet? Natürlich, hier sind The Vaccines. Die großen Lieblinge der britischen Hypepresse um Sänger Justin James Hayward-Young (dem einen oder anderen vielleicht als Jay Jay Pistolet bekannt) wurden von zahlreichen renommierten Plattenfirmen heftigst umworben. Ihr Sound? Eine simple Rock’n’Roll-Melange mit Garage-, Punk- und Shoegaze-Elementen. „Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra)“ war eine Offenbarung, „Post Break-Up Sex“ ist es ebenso. Das Debüt „What Did You Expect From The Vaccines?“ erscheint Mitte März. Erwartungsdruck? Von wegen.

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(c) Polydor4. Jamie Woon
Während sich Aloe Blacc mit „I Need A Dollar“ auf die Wurzeln des Soul bezieht, führt Jamie Woon das Genre auf eine gänzlich neue Ebene. Der Singer/Songwriter aus London mit der wohltuenden Stimme (Artful Dodger hätten in ihrer Blütezeit mit dem 27jährigen ihre Freude gehabt) setzt auf elektronische Einflüsse, Samples und Dubstep – ein Genremix, der gemeinhin als ‚Post-Dubstep‘ tituliert wird. Woon kommt aus einer musikalischen Familie, seine Mutter, hat bei zahlreichen Hits von Künstlern wie Blur, Kylie Minogue und Michael Jackson Background-Vocals beigetragen. Der Sprössling drängt nun an die vorderste Front. Seit Debütalbum „Moonwriting“ ist für April angekündigt.

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(c) Polydor5. Clare Maguire
So düster und unnahbar sie auch wirkt – die 22jährige Clare Maguire aus Birmingham will mit Finsternis und Gothic nichts zu tun haben. Stattdessen lässt sie ihre kraftvolle Stimme für sich sprechen. Voller Soul und einem Hauch Blues steuert die Singer/Songwriterin in Windeseile auf ihr Debütalbum „Light After Dark“ zu, das in Großbritannien Ende Februar erscheinen soll. Geschrieben und aufgenommen wurde es mit Fraser T. Smith, der bereits mit Cee-Lo Green, Kylie Minogue und Adele gearbeitet hat. Während das Video zur Single „Ain’t Nobody“ bereits die Runde macht, kann man „Strangest Things“ gratis auf ihrer Homepage herunterladen.

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Nicht in die Top 5 geschafft haben es:
Opern-Chanson-Rocklady Anna Calvi, „Doncamatic“-Goldkelchen Daley, Indie-Visionäre Esben & The Witch, Falsetto-Funk-Filthmeister Jai Paul, Rock’n’Roll-Verfechter Mona, Dubstep-Club-Könige Nero, Neuseelands Electro-Pop-Helden The Naked And Famous, Post-Punk-Fräulein-Wunder Warpaint, Grime-Buster Wretch 32 und Noise Rock-Jünger Yuck.