Frau Potz – lehnt dankend ab

Frau Potz

Ein Ende kann ein neuer Anfang sein; gelegentlich auch ein verspäteter Anfang, wie in diesem Fall. Nachdem sich Escapado zunächst in eine längere Pause, schließlich aber komplett verabschiedeten, konnte Sänger Felix Schönfuss endlich das Debütalbum seiner Band Frau Potz – den Namen verdankt das Trio einer besprühten Wand – vorantreiben. Aufgenommen im Tonstudio 45 von Kurt Ebelhäuser (Blackmail, Scumbucket), entpuppt sich „lehnt dankend ab“ als angepisster Stoff zwischen Hardcore und Punk, zwischen Comeback Kid und Turbostaat.

Der Turbostaat-Vergleich manifestiert sich vor allem in Schönfuss‘ Stimme und Intonation, die ein wenig nach Flensburg klingt, damit aber letztlich wenig zu tun hat. Dank Escapado kennt man die fordernden Shouts bereits bestens, die weitestgehend direkten, kaum verklausulierten Texte („Geh, Affe, geh!“ grüßt die schreibende Zunft betont herzhaft) sind dankenswerter frei von jedwedem Pathos – im Übrigen ein fantastischer Begriff. „Scheißegal, ob’s gut ist, solang es gut erscheint“ – das Credo des Openers „Ach, Heiner“ prügelt auf Trendsetter und Early Adopter ein, ummantelt von dichten Gitarrenwänden mit melancholischem Hardcore-Touch, der perfekt zum gängigen Punk-Ethos passt.

Im Akkord treten Frau Potz Arsch, behandeln „Schlosser’s Law“ oder werfen einen Blick nach „Brockenheim“. Stark ist das Trio vor allem dann, wenn die Gitarren ein wenig auf Rock getrimmt werden. „Klockenschooster“ mit seinem nachdenklichen Intro atmet schwer, wobei Schönfuss auch ein wenig singt – kann er gut, lockert das Ding ungemein auf. Hut ab auch vor „Bo Jan und die Bullen“, eine fünf Minuten lange Wutprobe, ein Manifest der Verzweiflung, ein kratzbürstiger Ritt ins Meer. „lehnt dankend ab“, das ist die deutschsprachige Antwort auf Gallows mit Frank Carter, das ist norddeutscher Hardcore Punk par excellance, das ist ein intelligenter Rundumschlag mit gelegentlichen WMD-Punches. Tut weh und punktet gerade deswegen – majestätisches Debütalbum, das man am besten sofort via Stream antesten sollte.

VÖ: 17.02.2012
Delikatess Tonträger (Broken Silence)

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