Donots – Wake The Dogs

Donots

Die zweite Karriere der Donots nimmt mehr und mehr Fahrt auf. Ihre erfolgreiche Pop-Punk-Zeit und der lähmende Bruch mit dem damaligen Label gehören endgültig der Vergangenheit an, der Neustart über das eigene Label Solitary Man Records war überaus erfolgreich. Auf neuen musikalischen Wegen begeisterten „Coma Chameleon“ und „The Long Way Home“, mittlerweile hat man sogar wieder einen Major-Deal am Haken. Verbiegen lassen sich die Ibbenbürener auf „Wake The Dogs“ jedoch nicht, ganz im Gegenteil: es geht sogar noch eine Spur abwechslungsreicher zur Sache, man befindet sich hörbar auf der Suche.

Ein weitestgehend gemächlicher, nichts desto trotz bissiger Rocker wie „Wake The Dogs“ gehört natürlich schon lange zum Repertoire der Donots, auch das vorwitzig rockende „You Got It“ mit seinen dezenten Post Punk-Anteilen wirkt vertraut. Obendrein hat man in „All You Ever Wanted“ einen potentiellen „Calling“-Nachfolger am Start, der jedoch – Beatsteaks-Riff hin oder her – ebenso wie die erste Single „Come Away With Me“ zu den verzichtbaren Tracks dieses Albums zählt. Warum die erste Auskopplung ein lauer, radiotauglicher Abklatsch des zugegebenermaßen fantastischen „Stop The Clocks“ sein musste, bleibt offen. Glücklicherweise sind dies die beiden einzigen echten Schwachstellen dieser Platte.

Pop-Punk gibt es zwar nicht mehr zu hören, dafür aber die mächtige Clash-Hommage „Born A Wolf“, britisch durch und durch vom Riff bis zur Intonation. Das mag zwar nicht originell sein, macht aber Laune. Auch „Solid Gold“, das auch von The Gaslight Anthem stammen könnte, überrascht im positiven Sinn. Dazwischen hängt „Control“ fest, ein bizarrer New Wave-Hardcore-Bastard mit elektronischer Schlagseite. Schwer verdaulich: und wie. Genial auf den Punkt gebracht: aber hallo! Im hymnischen „Chasing The Sky“ und „So Long“ (der in Deutschland sträflich ignorierte britische Singer/Songwriter Frank Turner gibt sich hier ein bluesiges Stelldichein) hat man sogar zwei mit Fernweh behaftete, potentielle Single-Kandidaten gefunden, zu denen man auch problemlos mitschunkeln könnte.

Charakteristisch für „Wake The Dogs“ ist eine gewisse stilistische Pluralität, ein Hin- und Herspringen zwischen den verschiedensten Ausprägungen von Gitarrenmusik, das in seiner Unberechenbarkeit und seiner Bandbreite gerne mal an die Beatsteaks erinnert, ohne jedoch typische jüngere Donots-Trademarks zu vernachlässigen. Ein Überhit wie „Stop The Clocks“ fehlt dieses Mal, das Material ist (fast) durchgehend gut, wirkliche Ausreißer nach oben gibt es hingegen kaum. Insgesamt handelt es sich bei „Wake The Dogs“ zwar um das schwächste Donots 2.0-Album, doch das immer noch Meckern auf hohem Niveau. Man hat sich, Neuerungen hin oder her, mittlerweile ein wenig an die „neuen“ Ibbenbürener gewöhnt, man vermisst einen gewissen Knalleffekt – so bezaubernd die Querverweise nach UK und in die USA auch sind, so problemlos man die Platte ganz entspannt von vorne bis nach hinten durchhören kann. Da geht mit Sicherheit noch was.

VÖ: 27.04.2012
Vertigo Berlin (Universal Music)

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