Beatsteaks – Boombox

Beatsteaks

Frage: Was macht man, nachdem man binnen kürzester Zeit zur wichtigsten (Punk)-Rock-Band Deutschlands geworden ist? Antwort: Eine Pause. Und eine neue Platte mit viel Zeit und Bedacht. „Smack Smash“ und „Limbo Messiah“ haben die Beatsteaks endgültig in der Champions League etabliert. Entsprechend hoch waren die Erwartungen für das erneut von Moses Schneider produzierte sechste Album „Boombox“ – alles andere als eine einfache Platte auf Nummer Sicher.

Wo die Single „Milk & Honey“ ungewohnt ruhig und samtig war – „Meantime“ und „What’s Coming Over You“ lassen grüßen, setzt es auf gewohnt kurzer Albumlänge so manche Überraschung. „Fix It“ legt druckvoll und scharfkantig los, lässt dezente Wave-Referenzen und wütend heulende Gitarren zusammenkommen. Das teilweise von Peter Baumann gesungene „Under A Clear Blue Sky“ hingegen verbeugt sich tief vor den Beatles. Ein wenig „With A Little Help From My Friends“ geht schließlich immer. Zwischendurch darf sich auch wieder Bernd Kurtzke durch 73 Sekunden Musik brüllen. „Behaviour“ steht für Protonen-Punk mit kaputtem Chor und der simplen aber eindringlichen Message „I’m not gonna wear your shirt“. Warum auch?

Klingt etwas seltsam? Macht aber Laune, vor allem auf Albumlänge. „Boombox“ ist überall und nirgendwo, deckt so ziemlich alles ab, was man mit dem Beatsteaks-Mikrokosmos assoziieren könnte und lässt dabei den sprichwörtlichen roten Faden keineswegs vermissen. Zugegeben, das aggressive „Cheap Comments“ mit leichtem Smiths-Einschlag (wie im Übrigen auch bei „House On Fire“ zu beobachten) und das druckvoll nach vorne sprintende „Bullets From Another Dimension“ funktionieren wohl ebenso nur im Albumkontext wie die verhinderte Hymne „Alright“, der einzige Ausfall auf „Boombox“. Dafür haben die Beatschnitzel für die warme Jahreszeit einige Hits am Start. „Access Adrenalin“ ist der Song für die Übergangszeit, „Let’s See“ ein entspannter Ska-Leckerbissen und „Automatic“ der potentielle Chartstürmer. Unüberhörbar hat hier Peter Fox seine Finger im Spiel gehabt – großer Song, herrlich entspannt, dazu fantastische Vocals von Arnim Teutoburg-Weiß.

Kurz und schmerzlos: „Boombox“ rockt von vorne bis hinten weitestgehend stilsicher. Die fünf Berliner zeigen sich von ihrer bislang eher im Hintergrund verweilenden britischen Seite, lassen die Smiths und die Beatles auf The Clash treffen. Wave, Ska, Reggae, Protonen-Punk – alles dabei, alles lecker. Vielleicht braucht es ein wenig länger, bis sich „Boombox“ vollständig erschließt – geschenkt, einen viel breiteren Klangkosmos kann man kaum mehr abdecken – doch im Endeffekt hat sich die Wartezeit auf das sechste Beatsteaks-Album gelohnt. Man muss es nur kommen lassen.

VÖ: 28.01.2011
Warner Music

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