Parov Stelar – The Princess

Parov Stelar

Mit ca. 15 Millionen Plays ist Parov Stelar mittlerweile der populärste österreichische Act auf der Scrobble- und Recommendation-Plattform last.fm – eine vermeintliche Kleinigkeit, die jedoch die Karriere des 37jährigen Linzer DJs und Produzenten Marcus Füreder auf den Punkt bringt. In der Heimat tut er sich ein wenig schwer, international hingegen ist sein Electroswing unheimlich populär. Das 2009 veröffentlichte Doppelalbum „Coco“ wurde mit ausgiebigen Tour-Aktivitäten promotet, „Booty Swing“ war zuletzt sogar Teil einer populären US-Werbekampagne und hält bereits seit Wochen wacker in den amerikanischen Electro-Download-Charts. Mit „The Princess“ erscheint nun ein neues Doppelalbum mit einer jazzig-loungigen und einer clubtauglichen Scheibe.

Ganze 15 Tracks umfasst CD1, auf der elektronische Elemente stärker in den Hintergrund rücken, während beinahe loungige Jazz- und Swing-Sounds dominieren. Klingt zwar handzahm, funktioniert aber hervorragend. „Milla’s Dream“ eröffnet das Album entspannt mit seiner leicht nachdenklichen, pianolastigen Note, und den sehnsüchtigen Vocals, die an ein Moby-Sample erinnern. Natürlich ist auch Lilja Bloom wieder mit an Bord, die gleich drei Songs eingesungen hat, darunter das pop-rockige „Dust In The Summer Rain“ – ein lupenreiner Radiotrack, der mit seinen Gitarrenklängen durchaus zur Jahreszeit passt. Fast noch stärker ist „With You“, gerade was die ekstatischen Streicher betrifft, die die leicht unterkühlte Atmosphäre dieses Nordic-Jazzers perfekt in Szene setzen.

Ausfälle gibt es auf diesem ersten Silberlinge keine. „This Game“ mit Vocals von Anduze bewegt sich in deutlich souligeren Gefilde, überrascht mit einem Hauch von „Stop Me“ und einer Bridge, die sich nach wenigen Durchläufen regelrecht einbrennt. Auch das verspielte „Nobody’s Fool“ und der entspannte Ambient-Jazz-Ausflug „The Fog“ (die Trompete stammt von Jerry Di Monza) gehören ganz klar auf die Haben-Seite. Von den etwas unkonventionelleren Nummern überzeugt das weitestgehend instrumentale „Song For The Crickets“, das man sich auch perfekt in der FM4-Show „Sunny Side Up“ vorstellen könnte. Gerade das Gast-Saxophon von Max The Sax (nomen est omen) sorgt gemeinsam mit den deepen Beats und dem gesampelten Vinyl-Knacken für Entspannung; man lässt sich augenblicklich fallen und taucht in magische Kopfkino-Sphären ein.

CD2 ist eine Sammlung von unveröffentlichtem oder bislang nur auf Vinyl erhältlichen Tracks, Live-Versionen und Remixen, die das Tempo deutlich nach oben schrauben. Interessant ist hier vor allem „Booty Swing“, der bereits erwähnte US-Werbe-Hit, der typischen Electroswing-Sound Marke Parov Stelar bietet – ein Hauch von Soul und Swing, relativ schlichte Beats und sympathische Vocals mit einem gewissen Augenzwinkern, die dem Track den nötigen Retro-Touch verleihen. Ebenso auf der Habenseite: die aktuelle Single „Jimmy’s Gang“, die ein wenig an !DelaDap erinnert; im besten Sinne, versteht sich. Auch die Überarbeitung von „The Phantom“ und das Jam-artige „Wanna Fete“ machen Laune, „The Paris Swing Box“ könnte man sich sogar im einen oder anderen Club vorstellen.

Dennoch fällt dieser deutlich elektronischere zweite Teil ein wenig ab, gerade in der zweiten Hälfte, die ein wenig zu generisch („The Vamp“) und übertrieben schroff („A Song For You“) wirkt. Problematisch ist das jedoch keineswegs, denn die Zugabe hat genügend Hits, darüber hinaus stimmt beim ersten Silberling wirklich alles. Parov Stelar zeigt auf „The Princess“ einmal mehr, warum er König der beschwingt elektronischen Jazzklänge ist und sich weltweit einen exzellenten Ruf erarbeitet hat, den er demnächst auf Tour wieder unter Beweis stellen wird. Das Niveau von „Coco“ wurde gehalten, gerade die deutlich ruhigeren Nummern wissen dieses Mal zu überzeugen. Bleibt alles beim Alten.

VÖ: 20.04.2012
Etage Noir Recordings (Soulfood Music)

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