Usher – Looking 4 Myself

Usher

Der in Chattanooga, Tennessee geborene Usher Terry Raymond IV. zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Künstlern des Musikbusiness. Seit mittlerweile 20 Jahren steht der mehrfache Grammy-Preisträger auf der Bühne, mit Alben wie „8701“ oder „Confessions“ und den Singles „You Make Me Wanna“, „Yeah!“ oder kürzlich „DJ Got Us Fallin‘ In Love“ – um nur einige zu nennen – brachte er es zu weltweitem Ruhm. Was Usher anfasst, es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu Gold; auch, wenn Fans ihm bis heute die Schirmherrschaft über Justin Biebers Musikkarriere übel nehmen. Mit seinem mittlerweile siebten Studioalbum namens „Looking 4 Myself“ nimmt er erneut Kurs auf die höchsten Chartregionen und präsentiert einen gewohnten wie fantastischen Mix aus RnB und Electro, und scheut auch kleine Experimente nicht.

So zum Beispiel bei der von Dubstep beeinflussten Ballade „I Care For U“, die nicht nur Ushers stimmlichem Talent auf ganzer Linie gerecht wird, sondern auch den mitunter schwierigen Spagat zwischen gefühlvollem Soul und aggressiveren Sounds problemlos schafft. Beeindruckend stellt sich auch das schwungvolle „Twisted“ zusammen mit Pharrell Williams von den Neptunes dar. Der äußerst tanzbare Titel mit Retro-Schlagseite spielt auf die großen Motown-Produktionen der 70er- und 80er-Jahre an und muss sich dank ausgefeilter Songstruktur keinesfalls dahinter verstecken. Wer sich eher auf den Dancefloors des 21. Jahrhunderts zu Hause fühlt, der wird mit potenziellen Hits wie der zweiten Single-Auskopplung „Scream“ oder dem Eurodance-Smasher „Euphoria“ garantiert zufrieden gestellt.

Natürlich dürfen auf einem brandneuen Usher-Album auch die ganz großen Herzschmerz-Titel nicht fehlen. Hier fallen besonders „Lessons For The Lover“, „Climax“ und „Dive“ ins Auge beziehungsweise ins Ohr, die vom Arrangement her an die späten Werke von Michael Jackson wie etwa „Stranger In Moscow“ erinnern. Der oftmals gezogene Vergleich zwischen beiden außergewöhnlichen Stimmen kommt angesichts dieser hervorragend produzierten Songs nicht von ungefähr. Freunde des gesunden Mittelweges zwischen Chillout und Floorfiller dürfen sich an lässigen Tracks wie „Looking 4 Myself“, „What Happened To U“ oder „Show Me“ erfreuen. Ein weiteres Highlight bietet der Einsteiger „Can’t Stop Won’t Stop“, der ein sympathisches Sample des Billy Joel-Klassikers „Uptown Girl“ beinhaltet.

Wem die insgesamt 14 Titel des regulären Longplayers noch nicht genug sind, der bekommt mit der Deluxe Edition ganze vier weitere Schmankerl geboten. Hier geht es deutlich HipHop-lastiger zu: Während „I.F.U.“ noch recht gediegen mit interessanten Geigenklängen ausfällt, rappt der Sänger zusammen mit A$AP Rocky das „Hot Thing“ souverän herunter. „2nd Round“ und „Say The Words“ bieten dann wieder hochklassige Black Music made by Usher Raymond, wobei der Beat bei letztgenanntem Titel stellenweise mehr oder weniger gewollt dem Wham!-Klassiker „Last Christmas“ ähnelt.

Mit „Looking 4 Myself“ liefert der 33-Jährige ein sensationell ausgereiftes Album ab, das von vorne bis hinten absolut stimmig ausfällt und die mittlerweile üblichen zehn bis zwölf Tracks – ganz zur Freude der Fans – deutlich übersteigt. Qualitätseinbußen, Langeweile oder Totalausfälle sucht man hier vergebens; Usher schafft es ohne Umwege, ein stimmlich wie soundtechnisch überirdisch hohes Niveau über die gesamte Distanz abzuliefern. Nach dem eher mäßigen Erfolg seines letzten Longplayers „Raymond vs. Raymond“ gerade hierzulande wäre ihm angesichts dieses überwältigenden Songpakets ein hoher Charteinstieg ganz besonders zu wünschen. Und wenn man dem Albumtitel Glauben schenken mag, so hat sich der Gentleman des RnB nicht nur selbst gesucht, sondern auch gefunden.

VÖ: 08.06.2012
RCA Records (Sony Music)

Looking 4 Myself @ musicload | @ Amazon kaufen

Usher @ Home | @ Facebook