Goose – Endless

Goose
(c) Charlie De Keersmaecker

Seit 15 Jahren veröffentlichen Goose ihre Interpretation elektronischer Musik, von Pop- und Rock-Einflüssen gekonnt begleitet. Die Belgier bemühen sich um stete Neuerfindung ihres Crossover-Ansatzes, ohne dabei die eigentliche Inspiration aus den 90er Jahren ad acta zu legen. Mittlerweile veröffentlicht das Quartett über sein eigenes Label und nahm zumindest teilweise in den legendären Motorbass-Studios auf, wo einst die französische House-Szene zuhause war. Musikalisch merkt man davon aber eher wenig: „Endless“ setzt den Trend der letzten Platten mit Gusto und Elan fort.

Der Titelsong markiert den Anfang und etabliert sich zugleich als frühes Highlight. Nach knapp 50 Sekunden schält sich ein treibender Stomper aus dem Dickicht, begleitet von schroffen Gitarren und ebenso verwegenen Vocals, die Electroclash mit Harmonie paaren – als würden Does It Offend You, Yeah? gemeinsame Sache mit Telex machen. „Endless“ blubbert und häutet sich mehrfach, wirkt in seinen lässigen Strophen fast schon meditativ und hebt im entscheidenden Moment mit muskulösem Selbstbewusstsein ab. Es ist ein relativ einfaches Rezept, das jedoch mit Konsequenz und Raffinesse verfolgt wird – schon ist der kleine Diamant fällig.

„Change“ im direkten Anschluss ist ein eben solcher, deutlich poppiger und doch ominös, entfernt an Stateless erinnernd. Schnell finden Goose ihren Weg und schaffen wohlige Klangwelten. An „Rock“ ist hingegen nichts Easy Listening … oder gar Rock. Die vielleicht härteste Nummer bemüht sich um technoide Wucht und schlägt mit Gusto um sich. Für „World Party“ holen die Belgier die Gitarren zurück und verwenden sie als Leitmotiv eines ansonsten understateten Tracks, der eher in Richtung Klangcollage geht. „We Are Vibe“, erklären sie später, und reizen die Möglichkeiten der Reduktion geschickt für eine ellenlange, gekonnt gechillte Nummer aus.

Im Prinzip bewegt sich „Endless“ exakt in den erwarteten Pfaden mit Crossover-Potenzial, hymnischer Energie und schroffen, sperrigen Einschüben zur richtigen Zeit. Goose spielen ihre volle Routine aus, ohne dabei routiniert zu klingen – ein Widerspruch in sich, der trotzdem sinnig und unterhaltsam aufgelöst wird. Verdammt gute Popsongs, vertraute Rock-Synergien und faszinierende Zwischentöne in gefühlt allen verfügbaren Stimmungen schreiben ein mehr als unterhaltsames weiteres Kapitel in der kurzweiligen Karriere der Belgier. Durch die Bank gutes Material und elektronische Wärme begeistern ein weiteres Mal.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.03.2022
Erhältlich über: Safari Records

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