Astrid North – North

Astrid North

Als Sängerin der Cultured Pearls hatte Astrid North in Form von „Tic Toc“, „Sugar Sugar Honey“ und „Kissing The Sheets“ kleinere Radiohit, überdies war sie Teil von Soullounge und arbeitete mit Little Red Riding Hood und Basic Jazz Lounge. Seitdem sich ihre Hauptband aufgelöst hat, ist sie ebenso solo unterwegs, unterstützte unter anderem vor zwei Jahren Miss Platnum als Opening Act. Mit der Veröffentlichung ihres ersten, in Eigenregie erscheinenden Soloalbums „North“ geht für Astrid North nun eine lange Reise zu Ende, auf der sie sich musikalisch gefunden hat und zeigt, dass sie mehr als eine der „Leading Ladys der hiesigen Soulszene“ (‚Der Spiegel‘) ist.

Bereits die Vorabsingle „Dither“ deutete an, dass North herzlich wenig von Genre-Scheuklappen hält. Die verspielte, schwer zu greifende Melodie in den Strophen passt zum etwas entrückt wirkenden Gesang der 39jährigen. Im Refrain bekommen die Gitarren schließlich mehr Platz, Soul-Rock trifft auf einen Hauch Avantgarde, bevor das große Finale mit Streichern und mächtigem Bandsound aufwarten kann. Auch „Twang“ versteht sich eher als patenter Rocker; angefangen beim dominanten Bass, erinnert gerade der Chorus ein wenig an Skunk Anansie, auch wenn sich North in gänzlich anderen, deutlich souligeren Gefilden als Skin aufhält. Das mechanische „Honda“ mit Electro-Einschlag passt ebenfalls in diese dezent angepunkte Kategorie.

Natürlich ist auch die Soulsängerin Astrid North auf diesem Album vertreten. Was bei „How Beautiful You Are“ noch ein wenig verwässert wird durch dezent eingesetzte Gitarren und ein wenig Elektronik (obwohl der Track mit Sicherheit zu den großen Highlights dieser Platte zählt), tritt in Form der Ballade „Impossibilities“ entsprechend mächtig in Erscheinung. In jeder Note schwingen große Emotionen mit, weicht die experimentelle Kauzigkeit einer gewissen Wärme. „Lightning“ bewegt sich stärker in Richtung RnB, ebenfalls balladesk, ebenfalls angenehm getragen, ebenfalls unheimlich eingängig – ein Paradebeispiel dafür, warum man Astrid Norths mächtige Stimme so lange so schmerzlich vermisst hat.

Leider fällt „North“ gegen Ende deutlich ab. Während sich „Love“ als weitere Ballade nach bekanntem Schema, jedoch ohne die Magie der zuvor erwähnten Titel, einigermaßen retten kann, hat „Thursday“ mit seinen Streichern und dem forschen Auftreten durchaus Nervpotential, während sich der Reiz des neun Minuten langen Stream of Consciousness „Whenever“ auch nach dem x-ten Durchlauf nicht erschließen will. Schade ist es allemal, denn Astrid North macht sich mit diesem unsinnigen Abschluss ein an sich gutes Album beinahe kaputt, aber man kann auch zwei bis drei Songs früher abdrehen. Für den Rest von „North“ lohnt sich die Repeat-Taste, egal ob große Ballade oder bissig-kauziger Rock-Track. Davon möchte man unbedingt mehr hören.

VÖ: 20.07.2012
Astrid North Records (Warner Music)

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