Nadine Shah – Aching Bones

Nadine Shah

Ein Blick in die Musik-Blogosphäre zeigt: Während die BBC ihre „Sound of…“-Nominierten noch nicht bekannt gegeben hat, läuft in der Online-Welt die Suche nach potentiellen Kandidaten bereits auf Hochtouren. Neben Laura Mvula taucht auch immer wieder der Name Nadine Shah auf. Shah hat norwegische und pakistanische Wurzeln, stammt aus dem Norden Englands und wird bevorzugt mit PJ Harvey, Marianne Faithfull und Nick Cave verglichen, ist eine Singer/Songwriterin mit einem Händchen für düstere, ungewöhnliche Klänge. Ihre Debüt-EP „Aching Bones“ zählt zu den interessantesten Genre-Releases des Jahres.

An die sperrige, brodelnde Instrumentierung des Titeltracks muss man sich erst gewönen. Zu stoischen Drums, einem in bester Mark Lanegan-Manier wabernden Bass und einem steten Scheppern, das in etwa so klingt, als würde man rhythmisch gegen ein Eisenrohr hämmern, schlägt die Shah das Klavier an und erinnert mit dieser mechanischen Herangehensweise an die Nine Inch Nails. Sobald die fragilen, leicht schrillen und doch harmonischen Vocals einsetzen, ist die Verwirrung perfekt: Geht das überhaupt noch als Singer/Songwriter durch? Darf man als bezaubernde junge Dame so kaputt klingen? „Are You With Me“ baut auf dieser Verwirrung auf und rechtfertigt sämtliche Nick Cave-Vergleiche mit großartigem Storytelling, großen dramatischen Gesangsgesten und gothisch-romantischer Instrumentierung, wie man sie vom australischen Großmeister kennt.

Noch eine Ecke weiter gibt sich „Never Tell Me Mam“ als verhindertes Bond-Theme, als Alternative zu Adele und kreuzt Shirley Manson mit Shirley Bassey in einem weiteren bewegenden, angenehm verstörenden Höhepunkt. Angst- und schmerzerfüllt klagt die junge Britin ihr Leid und singt sich damit in die erste Liga ihrer Zunft. Man könnte sie sich sogar in okkulter Akustik-Nachbarschaft mit Ancient VVisdom vorstellen, so überzeugend finster und hoffnungslos klingen ihre Songs, so magisch fragil und selbstzerstörerisch intoniert sie die drei Titel auf dieser herausragenden EP. An Nadine Shah darf und wird in Zukunft kein Weg herausführen. „Aching Bones“ öffnet Augen und legt einen tiefen Schatten über Herzen und Seelen.

Nadine Shah - Aching Bones

Aching Bones
VÖ: 19.11.2012 (DL-Single)
Label Fandango

Nadine Shah @ Home | @ Facebook
„Aching Bones“ @ Amazon kaufen