Navel – Loverboy

Navel

Einmal mehr ist bei Navel alles neu. Die Schweizer präsentieren im zehnten Jahr bereits das vierte Lineup, Frontmann und Mastermind Jari Antti schart drei neue Mitmusiker um sich, dazu hat man ein neues Management am Start. Auch musikalisch hat sich einiges getan: Vom Grunge der Anfangstage ist man sowieso längst abgerückt, aber auch der finstere Blues von „Neo Noir“ rückt mittlerweile in den Hintergrund. „Loverboy“, das dritte Album Navels, überrascht mit geradezu klaren, freundlichen Klängen und einer regelrechten Zeitreise in die Vergangenheit der Rockmusik.

Während der Opener „Cold Blood“ mit seiner unterkühlten Slide Guitar und der tief im amerikanischen Blues verwurzelten Düsternis noch einigermaßen an das letzte Album anknüpft, unterstreicht „The Sun For Me“, dass Navel ihren Sound erneut entschieden erweitert haben. Klassische Rock’n’Roll-Klänge treffen auf Nachdenklichkeit und breite, massive Gitarren, wie man sie so unter anderem von den Stereophonics kennt. Ähnlich ungewöhnlich und noch eine mächtige Portion schräger gibt sich der Titeltrack „Loverboy“, eine verspielte, radiotaugliche Britpop-Vision mit Schwarz-Weiß-Optik, die vor allem von seinem kleinen Gitarrensolo lebt.

Wer nach Noise sucht, wird über weite Strecken enttäuscht. Am ehesten passt noch der Rausschmeißer „Shine On“ mit seinen ewig langen Psychedelic- und Feedback-Schleifen in dieses Schema. Stattdessen dominiert typischer US-Rock, mal ein wenig druckvoller („Love Her (Before She’s Gone)“), gelegentlich erdig und bluesig („This Is The Youth“), in manchen Momenten sogar irgendwo zwischen Country und Americana angesiedelt („I Bury My Luck In This Town“). Linear ist dieses Kleinod freilich nicht, stellenweise gar schwer nachvollziehbar. „Loverboy“ entpuppt sich als schwieriges drittes Album und zeigt eine Band auf der Suche nach ihrem Sound, der mittlerweile zwischen Black Rebel Motorcycle Club und den bereits erwähnten Stereophonics liegt. Mancher Bruch lässt sich nicht glätten, die Bandbreite überzeugt dafür und Hits haben die Schweizer sowieso ausreichend am Start. Man wünscht Navel ein stabiles Lineup und ein Ankommen, eine erfolgreiche Selbstfindung.

Navel - Loverboy

Loverboy
VÖ: 08.02.2013
Noisolution (Indigo)

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