Helloween – Straight Out Of Hell

Helloween

Nach mehreren Jahren des Darbens, in denen Helloween durch größtenteils mittelklassige, bestenfalls gute Alben auffielen, war der Band vor gut zwei Jahren mit „7 Sinners“ endlich mal wieder ein richtiger Volltreffer geglückt, der sich mit den musikalischen Sternstunden der Band messen lassen konnte. So frisch, so hart, so energiegeladen hatte man die Hamburger schon seit Jahren nicht mehr erleben können, manche bezeichnen es gar als bestes Album der Deris-Ära. Helloween hatten sich in die Königsklasse des europäischen Power Metals zurückgekämpft und dementsprechend verwundert es kaum, dass die Erwartungen an die Band seitdem wieder deutlich gestiegen sind. „Straight Out Of Hell“, das vierzehnte Album der Bandkarriere, tritt somit ein schweres Erbe an.

Richtet man den Blick vorerst nur auf den Opener „Nabataea“, der auch als Vorab-Single auserkoren wurde, kann die Mission ‚Titelverteidigung‘ als geglückt bezeichnet werden. Die leicht mystische Aura, der eingängige Refrain, geschickt platzierte Tempiwechsel und ein großes Maß an Abwechslung – „Nabataea“ ist wahrhaftig ein Helloween-Kracher der oberen Güteklasse. Aber auch im weiteren Verlauf des Albums erwarten den Hörer noch einige Highlights, etwa das speedige „Far From The Stars“ und der für Helloween-Verhältnisse ungewohnt düstere Rausschmeißer „Church Breaks Down“. Auch der Titelsong „Straight Out Of Hell“, der mit einem mitreißenden Ohrwurmrefrain aufwarten kann, weiß vollauf zu überzeugen und mit „Hold Me In Your Arms“ ist der Band sogar das Kunststück einer romantischen Ballade, die dennoch weitgehend alle Klippen des Kitsches umschifft, gelungen. Leider hat sich aber auch der ein oder andere schwächere Titel in der dreizehn Titel umfassenden Playlist versteckt. „World Of War“ etwa erinnert zu Beginn an „Go West“ und kann auch im weiteren Verlauf keine eigene Identität entwickeln. Und warum es „Wanna Be God“, das gar wie ein „We Will Rock You“ für Kirmesmetaller anmutet, auf das Album geschafft hat, wissen wahrscheinlich nur Helloween selbst.

Insgesamt reiht sich „Straight Out Of Hell“ im oberen Drittel der Banddiskographie ein. Ganz nach oben gehört es nicht, doch das Niveau von solch starken Scheiben wie „Better Than Raw“ oder „The Dark Ride“ erreicht es locker, nein, übertrifft es sogar. Während „7 Sinners“ vornehmlich durch Energie und Härte bestach, ist es beim neuen Album die Abwechslung, die es weit über den Durchschnitt hebt. Klassische Melodic-Kracher treffen sowohl auf knüppelharte Titel als auch auf erdige Stampfer, die ihrerseits mit balladesken Klängen und für Helloween ungewohnt mystischen Tönen ihr Stelldichein geben. Dass nicht jeder Song ein Volltreffer geworden ist, lässt sich anhand der vielen Schmankerl, die „Straight Out Of Hell“ zu bieten hat, locker verschmerzen. Helloween dürfen somit weiterhin zur Elite der Power Metal-Szene gerechnet werden und die zukünftigen Alben werden einen mindestens ebenso schweren Stand haben wie das aktuelle – müssen sie sich doch mit einer weiteren Knallerscheibe messen.

Helloween - Straight Out Of Hell

Straight Out Of Hell
VÖ: 18.01.2013
Dragnet (Sony Music)

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