Midnight Masses – Departures

Midnight Masses

Die Geschichte von Midnight Masses ist geprägt von Tod und Verlust. Autry Fulbright startete das Projekt 2008 kurz nach dem Tod seines Vaters mit zahlreichen, wechselnden Mitstreitern und wenigen Konstanten, darunter Jason Reece, sein Kollege bei …And You Will Know Us By The Trail Of Dead, sowie Gerrard Smith von TV On The Radio, der kurz vor Beginn der Aufnahmen zum Debütalbum „Departures“ im April 2011 verstarb. Fulbright widmete sich in weiterer Folge wieder Trail Of Dead, bevor er Midnight Masses im vergangenen Jahr reaktivierte und besagten Erstling fertigstellte.

Eine gewisse Portion Schwermut hat sich in diesen 48 Minuten festgesetzt. Der Sound: bestenfalls anhand einiger Eckpunkte zu beschreiben – Psychedelic, Soul-Rock, Gospel, Kraut, unter Umständen Dance-Punk. !!! lassen schon mal grüßen, gerade wenn „Am I A Nomad?“ mit seinen melancholischen Vocals gen Tanzfläche steuert. Der Song bewegt, die Füße schrubben übers Parkett, nur der Gesang zieht nicht so recht mit – ein eigenwilliger Spagat, der sich wie ein roter Faden durch diese Platte zieht.

Von Tanz, angriffslustigen Drums und flirrenden Gitarren hält auch „Everywhere Is Now Here“ hörbar viel. Als krautige Tour de Force angelegt, beißen sich Midnight Masses durch viereinhalb Minuten Experimentalmagie auf rein instrumentaler Basis – ein erhebender, energetisierender Exkurs in längst vergangene musikalische Zeiten. Abwechslung wird auf „Departures“ groß geschrieben, wenn beispielsweise „Broken Mirror“ mit Dream-Pop flirtet und „Hollywood Death Forever“ MGMT-Wave-Klänge in morbide Gefilde trägt. Das abschließende „There Goes Our Man“ klingt schließlich so, als würde Damon Albarn einen Gospel-Song vortragen – unorthodox und doch eines von vielen Highlights.

Der Fluss droht zwischenzeitlich zwar verloren zu gehen, doch letztlich ist auch dieses kurze Stottern sympathisch auf einem Album zwischen Trauerbewältigung und eingängiger Experimentalmusik dominiert von Gitarren und Synthesizern. „Departures“ klingt wie ein Ende, das zu einem Anfang werden kann, ein Farewell ohne Schrecken, ein melancholischer Abgang mit dezentem Silberstreif am Horizont. Midnight Masses haben sich als Projekt eine Zukunft verdient, die hoffentlich um einiges rosiger aussieht, als das die letzten Jahre für Fulbright waren.

Midnight Masses - Departures

Departures
VÖ: 18.07.2014
Superball Music (Universal Music)

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