Impala Ray – Old Mill Valley

Impala Ray

Laute Beats, wummernde Beats, Sample-Wahn – der Sommer muss kein musikalisches Unding sein. Wie es gehen, wie es klingen kann, zeigt die Band Impala Ray aus München. Folk, Country, Indie – ganz viel von allem, dazu ein wenig Lokalkolorit mit Bläsern, destilliert auf zehn kleine Songs: Das Rezept ist beileibe nicht kreativ, hält nichts von Überraschungen und besticht durch seine poppige Schlichtheit. Den bislang überwiegend live dargebotenen ‚BayFolk‘ – ein Neologismus aus Bayern und Folk mit einer kleinen Anspielung auf San Francisco – wurde in Form von „Old Mill Valley“ auf Platte gebannt.

„Io & I“ heißt die Single aus dieser Platte, ein luftig-leichtes Stückchen Musik, sehr schwungvoll und voller Inbrunst intoniert. So unscheinbar die Strophen ausfallen, so gewaltig heben die Bayern im Refrain ab mit Keyboard-Einsatz, versteckten Blechbläsern und mehrstimmigem Gesang – ein einfaches Indie Pop-Rezept, sympathisch schlicht gemacht. Fast noch besser ist das Breakdown mit Falsett, eine erstaunlich soulige, liebreizende Variation dieses Themas. Vielleicht kann das dezent folkige, entspannt mitschwingende „The Gambler“ in punkto Hitqualität noch mithalten, ein deutlich nüchterner, reduzierter Beitrag mit sich kaum merkbar aus dem Hintergrund anschleichender Orgel.

Ihre Kraft schöpfen Impala Ray vornehmlich aus ruhigen Momenten, und zu diesen zählen weite Strecken von „Diego’s Daughter“. Was anfangs wie ein von Razorlight intoniertes Spiritual klingt, explodiert nach dreieinhalb Minuten mit kehligem Mando Diao-Biss und abermaligem Orgel-Einsatz. Im direkten Anschluss überrascht „Go Bay Bridged“ mit Jamie T-Vibe, akustischem Massenauflauf und grandioser Gesangsmelodie. Krasser Gegensatz: der Opener „Old Mill Valley“ zwischen Country, Traditional und einer Prise Gospel.

Understatement, Vielfalt, Eingängigkeit – auf diesen wenig spektakulären, generischen und doch passenden Säulen basiert „Old Mill Valley“, eine unterhaltsame Platte, die jedoch zwischen den erwähnten Songs ordentlich ins Schwimmen kommt und gelegentlich einen roten Faden vermissen lässt. Ein „White Palms“ oder „My Last Goodbye“ wirken deplatziert, unwirklich, vom Rest des Albums distanziert; keine schlechten Tracks, ganz sicher nicht, wohl aber muten Zusammenstellung sowie Arrangierung selten souverän an. Impala Ray können über diese kleinen Schönheitsfehler nur lächeln, stehen über den Dingen, kondensieren Glückseligkeit mit einem Hauch Melancholie auf einem Longplayer, der inkohärenter und sympathischer kaum sein könnte.

Impala Ray - Old Mill Valley

Old Mill Valley
VÖ: 01.08.2014
Redwinetunes (Rough Trade Distribution)

Impala Ray @ Facebook
„Old Mill Valley“ @ Amazon kaufen