Restorations – LP3

Restorations

Springsteen ist bei jungen Rockbands wieder groß im Trend, und doch sind Restorations wesentlich mehr als nur eine unter vielen Kapellen, die dem Boss huldigen. Ganz so jung ist das Quintett aus Philadelphia freilich nicht mehr, hat dafür umso mehr Spaß an klassischem Genre-Bending. Americana, Punk, Folk, Post Punk, Alternative-Geballer – all das und viel mehr zieht sich wie ein roter Faden durch „LP3“, ein weiteres bärbeißiges Monster mit einer Latte an Hits und angenehm strapaziösen Experimenten.

Das reizvolle Unwohlsein beginnt bereits im Opener „Wales“ mit seinem hektischen Intro: getriebene, matt angeschlagene Drums, dissonante Gitarren und Feedback-Schleifen lassen eher an eine x-beliebige Noise-Truppe glauben. Stattdessen heben Restorations mit ordentlich Vorlauf ab und schälen aus diesem Dickicht gewohnt markante, bärbeißige Gesangslinien, die in diesem ruppigen, unzugänglichen Umfeld geradezu aufblühen. Wesentlich geordneter und eingängiger ist das folgende „Separate Songs“, auch wenn hier die kratzbürstige Wucht des Vorgängers fehlt. Stattdessen setzt es gepflegten, entspannten MOR-Rock mit kleinem Wutausbruch im Refrain – eine feine Überleitung zum Rest der Platte.

Ihre besten Momente heben sich die Mannen aus Philadelphia für die Albummitte auf. Zunächst wird „Tiny Prayers“ zur großen Rock-Hymne mit mehrstimmigen, mächtigen Gitarrenschleifen, ein wenig Dissonanz und mitreißender Gesangsperformance. Dann hinkt „All My Home“ sich selbst ein wenig hinterher, vermengt Balladeskes mit hibbeliger Nachdenklichkeit und ein wenig Aufbruchsstimmung. Noch spannender hingegen das Finale. „It’s Not“ wird letztlich bis zur Unkenntlichkeit langgezogen und ausgelatscht, kann mit seiner Post Punk-Wucht und dem gekonnten Hinterhinken hinter jeglichem Takt mit obskurem, kaputtem Charme punkten.

Zwischenzeitlich drohen sich Restorations im eigenen Dickicht zu verlieren mit ein wenig Füllmaterial – gefälliges Füllmaterial, wohlgemerkt, gute Rocksongs mit einem Hang zum schrägen Einfall, aber letztlich eben doch Füllmaterial. Die knisternde Spannung des Auftakts erreicht „LP3“ nur selten und liefert dennoch einen interessanten Gegenentwurf zum klassischen Springsteen-Revival-Rock, den man dem Quintett ob Gesang und nicht zu verachtendenen Midtempo-Americana-Momenten anfangs zudichten mochte. Reizvoll ist diese Gratwanderung allemal.

Restorations - LP3

LP3
VÖ: 31.10.2014
Side One Dummy Records (Cargo Records)

Restorations @ Home | @ Facebook
„LP3“ @ Amazon kaufen