Steve Earle & The Dukes – Terraplane

Steve Earle & The Dukes

Country-Outlaw Steve Earle kann auf eine bewegte Karriere mit zahlreichen Höhen und Tiefen zurückblicken. Kürzlich 60 geworden und zum siebten Mal geschieden, erfüllte er sich einen lange gehegten Wunsch und nahm eine Blues-Platte auf. „Terraplane“, Earles bereits 16. Studioalbum und ein wissendes Nicken in Richtung Robert Johnson, entstand vornehmlich auf ausgedehnten Tourneen, die er nach eigenen Angaben absolvieren musste, um sich seine aktuelle Scheidung leisten zu können. Von Überdruss oder Verbitterung ist allerdings nichts zu hören.

Ganz im Gegenteil: „Terraplane“ ist eine bewegte, getriebene Platte geworden, die von Stillstand herzlich wenig hält. Earle legt sich, abermals von seiner angestammten Backing-Band The Dukes unterstützt, gehörig ins Zeug. „Baby Baby Baby (Baby)“ ist ein herrlich verschwitzter, energischer Opener, der von einer Prise Delta-Blues, prominentem Mundharmonika-Einsatz und Earles kauzigen Vocals lebt. Ähnlich traditionell wird es im herrlich schleppenden, rockigen „King Of The Blues“ oder dem gemächlichen „The Usual Time“.

Wenig überraschend setzt der 60jährige immer wieder gen Country über – siehe das gemächliche „Gamblin‘ Blues“ oder das entfernt an Johnny Cash erinnernde, großartige „Ain’t Nobody’s Daddy Now“. Für „The Tennessee Kid“ wird Earle zum beschwörenden Erzähler in bester Nick Cave-Manier. Mit seinem ausschweifenden Erzählstil und dem aspirierten „hey hey hey“ erinnert ein großer Meister an einen anderen. Gebannt hängt man dem Mann aus Hampton, Virginia an den Lippen und zelebriert jedes Wort, jede einzelne Silbe.

Das bisschen Füllmaterial in der zweiten Hälfte wird stoisch akzeptiert, schließlich formt sich rundherum das durchwegs sympathische, unterhaltsame, gemächlich rockende und sachte im Spannungsfeld zwischen Blues und Country schwelende „Terraplane“. Earles Experiment ist geglückt, das 16. Studioalbum über weite Strecken ein unterhaltsamer Husarenritt geprägt von großartiger Musik und der faszinierenden Präsenz des guten, alten Outlaws.

Steve Earle & The Dukes - Terraplane

Terraplane
VÖ: 13.02.2015
New West Records / ADA (Warner Music)

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